Kaiser Wilhelm friedlich weise (Kriegslied-Chronik 1914)

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Kaiser Wilhelm friedlich weise
war auf seiner Nordlandreise
an Norwegens Felsenstrand
Mitternachtensonnenschimmer
leuchtet übers Meer wie immer
wie es männiglich bekannt

Und zugleich der Präsidente
Frankreichs sich vom Zaren trennte
den er eben noch besucht
Beide meinten giftgeschwollen
„Deutschland wir zu Leibe wollen
das sei unsres Bundes Frucht!“

„Neunzehnhundertsechzehn müssen
wir uns beide fertig wissen
zu marschieren auf Berlin
Und der Engländer der Brave
er und selbst auch der Zuave
alle müssen mit uns ziehn

Und dann teilen wir das Erbe
„Deutschland“ – doch es kam der Serbe
und beging den Meuchelmord
an Öst´reichs hehrem Paare
Trauernd stand man an der Bahre
Öst´reichs Thronfolger ruht dort

Auf ihn zählte alles Hoffen
von der Kugel er getroffen
Serbien, gib Genugtuung
Öst´reich für dein Schandgebaren
Hilfe sucht der Serb´ beim Zaren
Väterchen steht auf dem Sprung

Väterchen spricht erst zum Vetter
„Wilhelm, sei du unser Retter
und vermittle Frieden du!“
Und derweilen zieht er leise
seine Truppen list´ger Weise
an der Grenze dichter zu

Wilhelm merkt des Russen Ränke
„Während dir Vertrauen schenke
und ich schreib an meinen Freund
nah´n der Grenze deine Heere
sag, wem gilt die scharfe Wehre
ist sie gegen uns gemeint?“

Keine Antwort gab der Vetter
Nun, da schlug ein Donnerwetter
in die freche Sippschaft ein
An den Franzmann noch die Frage
was für Absichten er trage
sollt´ mit Rußland ernst es sein

Und der sagt: „´ ist meine Sache
was in solchem Fall ich mache
Wilhelm wußte nun Bescheid
„Glaubt ihr, daß ich noch scharwenze
länger mit Euch? – Auf zur Grenze
Moltke, ist das Heer bereit?

Volk stand jetzt, ein Volk in Waffen
wie´s noch nie die Welt geschaffen
Deutschland – Östreich wie ein Mann
Ost und West hielt euch zum Narren
Treibt dem Feinde aus den Sparren
Laßt ihn laufen, was er kann

Und als dritter tät sich mischen
ihm der Engländer dazwischen
dieser Vetter, der uns liebt
Hiebe kriegt ihr alle dreie
wartet, euch kommt noch die Reue
fühlt nur, wie es Schläge gibt

Glaubt ihr, ihr könnt uns verblüffen
unser Schwert ist gut geschliffen
Fühlen sollt ihr unsre Kraft
Deutschland, Östreich, über alles
bis ihr Feinde letzten Falles
niedersinket, toterschlafft

Das sei deutsch-öst´reich´sche Losung
jeder Hieb sei euch Liebkosung
jede Kugel euch ein Lab´
die wir euch jetzt zuerteilen
ja, wir werden euch verkeilen
wie´s noch niemals Keile gab

Kaiser Wilhelm weilt im Feld
gleich so manchem deutschen Held
und es sprüht die deutsche Schlacht
Feinde, ihr müßt unterliegen
Öst´reich, Deutschland, ihr müßt siegen
daß das Herz im Leibe lacht

Bis einst wieder friedlich weise
Wilhelm macht die Nordlandreise
an Norwegens Felsenstrand
Und Franz Josef in Bad Ischl
wieder weilt auf Sommerfrischl
Deutschland – öst´reich, drauf die Hand

Text: Ernst August Neumann , Lübeck
Musik: auf die Melodie von Prinz Eugen der edle Ritter
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)

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Parodien, Versionen und Variationen:

Der Zwiefache mit der einprägsamen Melodie existierte wohl schon eine ganze Weile, bevor das Heldenlied von „Prinz Eugen dem edlen Ritter“ darauf getextet wurde. Nicht nur ein Bürgerlied entstand vor der Revolution von 1848, von denen aber nur das mit dem „gelben und roten Kragen“ weiter gedruckt wurde.