Heute scheid ich morgen wandr ich (Polenabschied 1832)

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Heute scheid ich morgen wander ich
jeder Brave weint um mich
fern in unbekannten Landen
fern von allen süßen Banden
Vaterland, denk ich an dich

An der Weichsel Heimatstrande
an den Ufern liegt der Schnee
Vaterland, daß ich muß scheiden
muß die süße Heimat meiden
tief im Herzen tut es weh

Hunderttausend Kugeln pfiffen
über unsern Häuptern hin
Wo ich fall,  legt man mich nieder
ohne Klagen, ohne Lieder
niemand fraget wer ich bin.

Du allein wirst um mich weinen
siehst du meinen Todesschein
Vaterland, soll er erscheinen
tu im stillen um mich weinen
und gedenke ewig mein

Sohn mein Sohn sei meiner würdig
ist auch tot der Vater dein
nimm den wohlverdienten Segen
nimm auch deines Vaters Degen
laß die Welt dein Vater sein

Wär auch alles sonst verloren
ist es doch die Ehre nicht
alle Edlen, alle Guten
würden gerne für uns bluten
hielten es für süße Pflicht

Noch ist Polen nicht verloren
alle Brave sind mein Schutz
einstens wird es neu geboren
zu der Freiheit auserkoren
schnöder Tyrannei zum Trutz

Text: anonym – aus einem handgeschriebenen Liederbuch aus Frohnbach , das 1859 begonnen wurde , in Fritz Heeger : Polenlieder aus der Rheinpfalz (1917)
Musik: auf die Melodie von Heute scheid ich morgen wandr ich (Soldatenabschied) – 1822 vertont von Fesca

Fritz Heeger bemerkt zu diesem Lied ausdrücklich, es „wird noch jetzt (1915) in vielen Orten der Pfalz gesungen ….in zum Teil sehr stark veränderten Lesarten weit verbreitet. “ (nach Steinitz II , 1962)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1859 : Zeitraum:
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