Es wollt ein Binder wohl reisen

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Es wollte ein Binder wohl reisen
wohl in das Niederland
er wollt sich sein Geldei verdienen
juchhe dassa verdienen
Mit seiner rechten Hand
wohl in das Niederland
hedrulie, hollariacha
aus af d´Nacht, hoam in da Früah
so machans mir, hollariacha cha

Wie nun der Binder ins Niederland kam
Frau Wirtin steht unter der Tür
Frau Wirtin, san sö darinnen
juchhe dassa darinnen?
Ein neuer Faßbinder war hier
ein neuer Faßbinder war hier
Hedrulie, hollariacha
Sterz af d´ Nacht, Lu(d)l in da Früah
kriagn mar all vier, hollariacha cha

Und´s Kellnermadi in Kella drunten
wollt auch verbunden sein
Sie redt alliweil vom Verbinden
juchhe dassa verbinden;
´s Faßerl is oanmal naun z´kloan
Mein Jocherl kaun’s oanmal nit toan
Hedrulie, hollariacha,
aus af d Nacht, hoam in da Früah
so machans mir,  hollariacha cha

´s alti Weib hinter dem Ofen
wollt auch verbunden sein
Der Teuxel möcht alli verbinden
juchhe dassa verbinden
In Schlägl, da wacklt da Stiel
die Alt kaun verbinden, wer will
Hedrulie, hollariacha
Sterz af d´ Nacht, Lu(d)l in da Früah
kriagn mar all vier, hollariacha cha

´ s Maderl mit achtzehn Joahrn
wollt auch verbunden sein
Die will ich noch endlich verbinden
juchhe dassa verbinden
In Schlägl, da hält da Stiel fest
die will i verbinden afs best
Hedrulie, hollariacha
aus af d´ Nacht, hoam in da Früah
so machans mir, hollariacha cha

Text und Musik: Verfasser unbekannt – in Gustav Jungbauer , Volkslieder aus dem Böhmerwalde Bd. l, Prag 1930, S. 315 f., Nr. 238, aus Müllerschlag . 1914.

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Liederzeit: vor 1300 : Zeitraum:
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Anmerkungen zu "Es wollt ein Binder wohl reisen"

Hier handelt es sich um ein erotisches Lied mit einer bis ins Spätmittelalter zurückreichenden Tradition. Es ist schon in der berühmten Heidelberger Liederhandschrift vom 2. Viertel des 13. Jhs. enthalten und wird dort Gottfried von Neifen zugeschrieben. Die Überlieferung führt bis zur Gegenwart und wird durch die besondere Aufführungspraxis des Liedes gestützt: sie ist mit dem sogenannten „Binderschlag“ verbunden, einer Folge rhythmischer Handbewegungen mit erotischen Bezügen.

Lit.: R. W. Brednich , Handbuch des Volksliedes l, München 1973, S. 604-605. ( hier in Erotische Lieder aus 500 Jahren )