Es steht ein Wirtshaus an der Lahn (1921)

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Es steht ein Wirtshaus an der Lahn
da kehren alle Fuhrleut´ an
Frau Wirtin sitzt am Ofen
die Gäste um den Tisch herum
das Bier will niemand kofen

Die Wirtin hat auch einen Mann
der spannt den Fuhrleuten selber an
Er schenkt vom allerbesten
schönen Ulrichsteiner Fruchtbranntwein
und setzt ihn vor den Gästen

Die Wirtin hat auch einen Knecht
und was der tut, das ist ihr recht
er tut sie karessieren
Der Morgens, wenn er früh aufsteht
kann er kein Glied nicht rühren

Die Wirtin hat auch eine Magd
die sitzt im Garten und pflückt Salat
sie kann es kaum erwarten
bis das das Glöcklein zwölfe schlägt
dann kommen die Soldaten

Und als das Glöcklein zwölfe schlug
da hatte sie noch nicht genug
da fing sie an zu weinen
mit ei, ei, ei und ach, ach, ach
nun hab ich wieder keinen

Und wer hat wohl dies Lied gemacht
zwei Soldaten auf der Wacht
ein Tambour und ein Pfeifer
und wer das Lied nicht weiter kann
der fang es an zu pfeifen

Diese Fassung von „Es steht ein Wirtshaus an der Lahn“ steht in: Sport-Liederbuch (1921)
Die zahlreichen Anspielungen auf Soldaten legen die Vermutung nahe, dass das Lied so oder ähnlich auch  während des Ersten Weltkriegs gesungen wurde.

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Parodien, Versionen und Variationen:

„Es steht ein Wirtshaus an der Lahn “ ist ein Lied über ein Bordell. Eine besonders lebenslustige Wirtin, die es mit jedem „treibt“, erlebt diverse erotische Abenteuer, die Strophe für Strophe besungen werden. Es ähnelt anderen Wirtshausliedern wie z.B. „Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein“ oder „Grad aus dem Wirthaus komm ich raus„.

Das mündlich überlieferte Lied, von dem ähnlich wie bei „Ist das nicht die Hobelbank“ unzählige Strophen existieren und jeder am Tisch in der Kneipe eingeladen ist, sich weitere Strophen auszudenken, beginnt oft mit ein, zwei harmlosen Strophen über Getränke, wie z.B.

Es steht ein Wirtshaus an der Lahn
da halten alle Fuhrleut an
die Wirtin sitzt am Ofen
und Gäste sitzen um den Tisch
den Wein will niemand loben“ —

bevor dann das ganze Personal mit den Tieren und ihren jeweiligen sexuellen Praktiken drankommt.

Rolf Brechnich schreibt in ” Erotische Lieder aus 500 Jahren;

“Die Geschichte des Liedes läßt sich bis in das Jahr 1780 zurückverfolgen. Ursprünglich handelt es sich um ein harmloses Fuhrmannslied….  Seine besondere “Würze” erhielt das Lied durch die neu hinzugedichteten Zusatzstrophen, zu denen zunächst Marburger Studenten, aber angeblich auch viele berühmte Häupter beigetragen haben. Der Lahnwirtin widerfuhr damit Ähnliches wie der Lindenwirtin in dem Lied ”Keinen Tropfen im Becher mehr“.

Die Zusatzstrophen, die bis in die Gegenwart führen, haben das Lied lebendig erhalten, und heute streiten sich viele Lahnorte um das Vorrecht, das “Original-Wirtshaus” in ihren Mauern zu besitzen