Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein

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Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein
von Reben und Rosen umkränzt,
drin hat der Wirtin Töchterlein
den perlenden Wein kredenzt.
Der Trunk der Wirtin war gut, fürwahr
hell blinkte sein goldener Schein!
Doch feuriger war das Augenpaar
vom lieblichen Töchterlein!

Ich trank ein Schmollis mit kräft’gem Zug
dem Kinde so rosig und schön;
als ich nach meiner Zeche frug
da liess sie mich nimmer geh’n!
Und als ich weiter dann zog in’s Land
von seligen Stunden beglückt,
da hat mir des Mägdleins liebe Hand
mit Rosen den Hut geschmückt!

„Fahr‘ wohl, Gott gebe dir gut Geleit
du frischer, du fröhlicher Knab‘!
Die Rosen sagen, wie allezeit
ich herzinniglich lieb ich hab!“
Das war, ihr Burschen, ein teurer Wein
mein teuerster wohl, ohne Scherz!
Ich zahlte nicht Gold, nicht Edelstein
ich gab ihr mein junges Herz!

Text: Josef Schregel, 1897 (1865—1947)
Musik: Herrmann Necke , 1897 (1850—1912)
Vergleiche hierzu auch Es steht ein Wirtshaus an der Lahn
“ Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1897 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Es steht ein Wirtshaus an der Lahn “ ist ein Lied über ein Bordell. Eine besonders lebenslustige Wirtin, die es mit jedem „treibt“, erlebt diverse erotische Abenteuer, die Strophe für Strophe besungen werden. Es ähnelt anderen Wirtshausliedern wie z.B. „Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein“ oder „Grad aus dem Wirthaus komm ich raus„.

Das mündlich überlieferte Lied, von dem ähnlich wie bei „Ist das nicht die Hobelbank“ unzählige Strophen existieren und jeder am Tisch in der Kneipe eingeladen ist, sich weitere Strophen auszudenken, beginnt oft mit ein, zwei harmlosen Strophen über Getränke, wie z.B.

Es steht ein Wirtshaus an der Lahn
da halten alle Fuhrleut an
die Wirtin sitzt am Ofen
und Gäste sitzen um den Tisch
den Wein will niemand loben“ —

bevor dann das ganze Personal mit den Tieren und ihren jeweiligen sexuellen Praktiken drankommt.

Rolf Brechnich schreibt in ” Erotische Lieder aus 500 Jahren;

“Die Geschichte des Liedes läßt sich bis in das Jahr 1780 zurückverfolgen. Ursprünglich handelt es sich um ein harmloses Fuhrmannslied….  Seine besondere “Würze” erhielt das Lied durch die neu hinzugedichteten Zusatzstrophen, zu denen zunächst Marburger Studenten, aber angeblich auch viele berühmte Häupter beigetragen haben. Der Lahnwirtin widerfuhr damit Ähnliches wie der Lindenwirtin in dem Lied ”Keinen Tropfen im Becher mehr“.

Die Zusatzstrophen, die bis in die Gegenwart führen, haben das Lied lebendig erhalten, und heute streiten sich viele Lahnorte um das Vorrecht, das “Original-Wirtshaus” in ihren Mauern zu besitzen