Liederlexikon: Schmollis

Trinksprüche bei den studentischen Burschenschaften

| 1780

Das „Schmollis“-Trinken hat seinen Ursprung in studentischen Trinkritualen: Es gibt verschiedene Erklärungen, die sich zwischen „Brüderschaft trinken“, „auf Ex trinken“ und „Jemanden zu trinken“ bewegen. Auf das Auffordernde „Schmollis“ war die zustimmende Antwort unter Studenten der Ausruf „Fiducit!“, als Kurzform von fiducia sit „Es gelte!“ (von lat. fiducia: Vertrag, Übereinkunft). (Belegt seit 1795)

  1. Mitte des 18. Jahrhunderts (1743) gab es ein Trinkritual, bei dem man der Reihe nach sein Glas austrank und danach schwieg. (Lebe Liebe Trinke Lärme)
  2. Um 1780 ähnelte das „Schmollis“-Trinken dem auf „Ex“ trinken (auf einen Zug austrinken) bzw. um die Wette trinken, den anderen „unter den Tisch“ trinken, wer dabei zuerst betrunken war, hatte verloren:
    • Niemand darf sich weigern, die ihm diktierten Gläser, oder einen Schmollis auszutrinken, und sollte sich der Magen auch schon zehnmal umgewandt haben. …
    • Das Wort Schmollis leiten einige ab von dem alten Schmollen, d. h. sich aufblasen, sich groß machen, wenn man nehmlich andre zu Boden trinken kann.
    • Schmollen heisst auch hier und da: anhaltend zürnen, unwillig seyn. Diese Bedeutung aber geht uns hier nichts an. –
    • Andere behaupten, daß es von „Schmal aus“, rein aus, herkomme, woraus hernach Schmal us, und endlich Schmollus und Schmollis geworden sey. Ein Schmollis trinken heiße also. Das Glas bis auf den letzten Tropfen ausleeren.
      (Dissertatio de norma actionum studiosorum seu von dem Burschen-Comment, 1780, Paragraph 8, 2b, aus dem lateinischen von Nikolaus Balger, 1798.)
  3. Es könnte sich ableiten vom lateinischen „sis mihi mollis amicus“ (deutsch in etwa: „Sei mir ein enger Freund!“ oder „Sei mir zugetan!“)
  4. Nach dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm kommt der Begriff vom niederländischen „smullen“ (schlemmen, prassen) (alle Wikipedia)
  5. 1813: „Smollieren oder schmollieren heißt: Brüderschaft trinken. Es sind einige besondere Förmlichkeiten dabei, dass man die Gläser mit verschlungenen Armen leert, sich dann einen Bruderkuss gibt, die Hand drückt mit den Worten: „Bleib mein Freund; Ich heiße Y und bin aus Z.“  Smollis auch Schmollis ist die Anrede dessen, mit dem man Brüderschaft trinken will. Dieser stößt dann an und sagt: Fiducit! Auch nennt man Smollis die Brüderschaft selbst. „Ich habe mit ihm Smollis getrunken.“ (Daniel Ludwig Wallis, Göttingen)
  6. In dem Lied „Fiducit“ (1834) trinkt ein Student allein mit dem Tod: „Ich trink‘ euch ein Schmollis, ihr Brüder! /  Wie sitzt ihr so stumm und still? / Was soll aus der Welt dann werden / wenn keiner mehr trinken will?“
  7. Ende des 19. Jahrhunderts ähnelt „Schmollis“ mehr dem „jemanden zu prosten“: „Ich trank ein Schmollis mit kräft’gem Zug / dem Kinde so rosig und schön / als ich nach meiner Zeche frug / da ließ sie mich nimmer geh’n!“ (Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein)

    Schmollis im Archiv:

  • Es hatten drei Gesellen ein fein Kollegium
    Smollis = aus sis mihi mollis,  etwa: Sei mir gut, Sei mir freundlich Fiducit = steht als Antwort auf smollis Fiducit =  burschikoser Ausdruck; verderbt aus: fiducia sit = Es gilt Gutes Vertrauen, Seid davon überzeugt
  • Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein
    Es steht ein Wirtshaus am grünen Rhein von Reben und Rosen umkränzt, drin hat der Wirtin Töchterlein den perlenden Wein kredenzt. Der Trunk der Wirtin war gut, fürwahr hell blinkte sein goldener Schein! Doch feuriger war das Augenpaar vom lieblichen Töchterlein! Ich trank ein Schmollis mit kräft’gem Zug dem Kinde so rosig und schön; als ... Weiterlesen ...
  • Lebe Liebe Trinke Lärme (Trinkritual)
    Andere Erklärung des Rituals: Auf „Lebe“ stößt das Präsidium mit seinem Nachbar zur Rechten an, auf „Liebe“ dieser mit dem nächsten, usw. bis zum Ende des Liedes. Derjenige, bei dem das Lied endet, trinkt seinen Rest und beteiligt sich nicht mehr an dem Gesang. Sein...
  • Stoßt an im Saft der Reben (Schmollis)
    Stoßt an, im Saft der Reben trink ich euch Schmollis zu wir wollen fortan leben als Brüder „du und du!“ Nicht nur die kurzen Jahre der Burschenherrlichkeit, nein, bis zur Trauerbahre sei unser Bund gefeit Und wie sich mag gestalten das Schicksal euch und mir wir wollen’s treulich halten was wir gelobt uns hier Und ... Weiterlesen ...