Einmal im Jahr in der heiligen Nacht

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Selbst die Geburt eines Kindes, das die ganze Welt mit Licht und Hoffnung erfüllt, wird von den Faschisten als kommendes Blutopfer für ihre Nation gegen den Rest der Welt umgedichtet: Auch das kann Weihnachten sein, im Krieg und in einer menschenverachtenden Diktatur. Hier wird das Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs benutzt, um auf den nächsten, faschistischen Krieg „einzustimmen“.

Einmal im Jahr
in der heiligen Nacht
verlassen die toten Soldaten die Wacht
die sie für Deutschlands Zukunft stehen
Sie kommen nach Haus, nach Art und Ordnung zu sehen,
schweigend treten sie ein in den festlichen Raum,
den Tritt der genagelten Stiefel, man hört ihn kaum
sie stellen sich still zu Vater und Mutter und Kind,
aber sie spüren, dass sie erwartete Gäste sind

Es brennt für sie eine rote Kerze am Tannenbaum,
es steht für sie ein Stuhl am gedeckten Tisch,
es glüht für sie im Glase dunkel der Wein.
Und in die Weihnachtslieder, gläubig und frisch,
stimmen sie fröhlichen Herzens mit ein.
Hinter dem Bild mit dem Stahlhelm dort an der Wand
steckt ein Tannenzweig mit silbernem Stern.
Es duftet nach Tannen und Äpfel und Mandelkern,
und es ist alles wie einst und der Tod ist so fern.

Wenn dann die Kerzen am Lichtbaum zu Ende gebrannt,
legt der tote Soldat die erdverkrustete Hand
jedem der Kinder leise aufs junge Haupt:
Wir starben für euch, weil wir an Deutschland geglaubt.
Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht,
beziehen die toten Soldaten wieder die ewige Wacht

Text Thilo Scheller , 1939 ?
auf Stille Nacht heilige Nacht

Der „Reichsarbeitsdienstführer“ Scheller, in den furchtbaren Jahren von 1933-45, während des Massenmordes an allen „Andersartigen“, vom NS-Staat mit dem Hermann -Löns-Preis betitelt, macht aus der Geburt des „Christkindes“ ein Opfer der Eltern für „Führer“ und Staat.

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Liederzeit: vor 1939 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Stille Nacht“ wurde am Weihnachtsabend des Jahres 1818 gedichtet  und komponiert. Das Lied feiert den Frieden  auf Erden, nach den napoleonischen Kriegen über große Teile Europas. „Als der Herr vom Grimme befreit / In der Väter urgrauer Zeit / Aller Welt Schonung verhieß…“ Der Text ist von  Joseph Mohr ( geboren am 11. Dezember 1792 in Salzburg, gestorben am 4. Dezember 1848 in Wagrain im Pongau ) . Er war damals Hilfspriester in Oberndorf bei Salzburg , der ihm befreundete Komponist, Franz Gruber, Lehrer und Organist in Arnsdorf, komponierte die Melodie. So entstand am 24. Dezember 1818 das heute weltweit gesungene Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Es gibt eine ganze Reihe von Parodien und Umdichtungen, immer wieder das Thema; Armut, Ein Kind auf Stroh, die Eltern übernachten im Stall, die Familie wohnt beengt mit Tieren unter einem Dach: solche Szenen spielen bis heute in der Arbeiterbewegung eine wichtige Rolle.

Aber es gibt auch das Lied im Weltkrieg, wo das heilige nicht das neu geborene Leben ist, sondern das „Vaterland“, „Blut“, „Boden“, „Deutschland“. Da ist das Lied denn auch kein Friedenslied mehr, sondern ein Kriegslied: „Deutschlands Heer auf der Wacht / Gewehr im Arm und Schwert in der Hand / Schützen wir Heimat und Vaterland!“ oder „Stille Nacht, heilige Nacht / führ uns Herr in der Schlacht….“

In den finsteren Jahren 1933-45 hieß es: „Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht / beziehen die toten Soldaten wieder die ewige Wacht / Wir starben für euch, weil wir an Deutschland geglaubt….“^Nie wieder!