Deutsche Jugend unser Hoffen (Deutsch und frei)

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Deutsche Jugend unser Hoffen (Deutsch und frei)

Deutsche Jugend, unser Hoffen
Frühlingsbaum mit frischem Saft
Jeder Schlag, der dich getroffen
trifft des Volkes Mark und Kraft
Vaterland, dein Kleinod hüte
deiner Jugend Schützer sei
Knospe, schwelle, werde Blüte
deutsch und frei, deutsch und frei
knospe, schwelle, werde Blüte
deutsch und frei, deutsch und frei!

Schatten gehen um im Dunkeln
aus jahrhundertalter Gruft,
aber Deutschlands Sterne funkeln
nur in nebelreiner Luft
Wehe, fiel auf junge Saaten
nächtig giftger Frost im Mai
Welscher List laßt uns entraten
deutsch und frei!

Nimmer fremden Druck wir dulden
der ureignen Trieb beengt!
nie zu sühnen ein Verschulden
das den Geist in Fesseln zwängt!
Wahrheitsgluten wollt ihr dämpfen?
Hört es! Unser Feldgeschrei
bleibt in diesen heilgen Kämpfen
deutsch und frei

Deutsche Jugend, unser Hoffen,
unsre Zukunft, unsre Kraft!
Fest die Hand, das Auge offen
los die Seele jeder Haft
Höchsten Preis gilt’s zu erwerben
daß uns Knechtschaft nie entweih
Leben laßt uns, laßt uns sterben
deutsch und frei!

Text: E. Scherenberg, 1892 (Deutsch und frei)
Musik:  St. Gruwe. 1895. Ruhig und einfach.

Anmerkung: Feinde ringsum, so sangen sie schon 1813, dann wie hier im Deutschen Kaiserreich und mehr noch 1914 und dann 1939 – von Generation zu Generation dieser Verfolgungswahn, der dann zu den furchtbaren Weltkriegen führte. Da schwellen die Knospen, gemeint sind Kinder, um im aufkommenden Weltreich zu sterben für die „Freiheit“ wessen? -> Kriegserziehung im Kaiserreich
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1895 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Flamme Empor“ ist ein Lied, das der Pfarrer Johann Heinrich Christian Nonne am 18. Oktober 1814, dem Jahrestag der „Völkerschlacht bei Leipzig“ auf die Melodie des etwa 20 Jahre älteren  “Feinde ringsum” schrieb. Das Lied beschwört die Wachfeuer am Rheinufer, die nach dem Sieg gegen die Truppen Napoleons gegen den „Erbfeind“ Frankreich gerichtet waren. Das Lied wurde später immer für Neu-Textungen und Parodien verwendet.

Flamme empor hatte als Vorlage  das Lied “Feinde ringsum!“ von Carl Gottlob Cramer, dessen Text er 1791  in dem Roman  „Hermann von Nordenschild, genannt Unstern“ veröffentlichte. Das Gedicht „Feinde ringsum“ erschien als Anhang und Nachtrag mit einer Notenbeilage, der Komponist war Karl Ludwig Traugott Gläser (1747-1797).

Cramers Lied wurde viel gesungen und findet sich in fast allen Kommers- und Liederbüchern. Nach diesem Lied schrieb der Pfarrer Johann Heinrich Christian Nonne am 18. Oktober 1814, dem Jahrestag der “Völkerschlacht bei Leipzig”, das völkisch pathetische „Flamme empor“, was nun wiederum etlichen germanischen Waffenliedern als Vorbild und Rechtfertigung diente.

Feinde ringsum, so sangen sie schon 1813, 1871 und mehr 1914 und dann 1939 – von Generation zu Generation dieser Verfolgungswahn, der dann zu den furchtbaren Weltkriegen führte. Da schwellen die Knospen, gemeint sind Kinder, um im aufkommenden Weltreich zu sterben – für die “Freiheit” wessen?

„Und bekommt man nun eins dieser Cramerschen Geisteswerke zur Hand so ist in Wahrheit alles so ungeschlacht und täppisch, so knabenmäßig albern, daß man annehmen sollte, es habe kaum der simpelste Dummkopf an solchem Schunde Gefallen finden können. Unbegreiflich erscheint es heute, wie nur einer jener von unserem Autor geschmähten Rezensenten ihm neben seinem Tadel das versüßende Zugeständnis machen konnte, daß Herr Cramer unverkennbar ein natürliches nicht geringes Talent zu Arbeiten dieser Art besitze und wie er zu dem Ausspruch kam, Cramer zeige eine seltene reichhaltige Ader von Dichtungskraft, lebhafte Phantasie, eine unversiegbare Quelle von neuen Compositionen, einen ansehnlichen Schatz von praktischer Lebensweisheit, Hausmoral und Philosophie“. (Bremer Sonntagsblatt: Organ des Künstlervereins, Band 6, 1858)