Dar licht ein Stat in Osterrik
De is so wol gezieret
Al met so mannigem Blömlin blau
Mit Marmelsteen gemüret
Darümme so licht ein gröner Walt
Ein gröner Walt darümme
Darinne so singt Frow Nachtigall
junk Umb unser beider willen
Frow Nachtigall klein Waltvögelin
Lat du din helle Singent
Ick bin des Woldes ein Vögelin klein
Unde mi kan Nemant dwingen
Bistu des Woldes ein Vögelin klein
Und kan di Nemant dwingen
So dwinge di de Nip unde kolde Schnee
Dat Löveken van der Linden
Und wenn de Linde er Loef verlüst
So bhölt se men de Este
Daran so gedenkt gi Megdelin junk
Und holdet juw tom besten
Un is de Appel rosenrot
De Worm de is darinne
Und is de Gesell all süverlik
He is van valschem Sinne
Daran gedenkt gi Megtlin junk
Unde latet juw nicht bedregen
Unde laven juw denn de Gesellen vel
Se don nicht denn dat se legen
Zwischen Hamborch und Brunschwik
Dar sint de breden Straten
Unde de sin Lef nicht beholden mach
De mot it varen laten
Achter mines Vaders Hof
Dar flücht eine witte Duve
Ick bin so mannigem Valken entslagen
Gefangen hefst mi ein Ule
De Ule de mi gefangen hefft
Der wil ich wol entflegen
To Regensborch aver de Muren
hen To minem steden Leve
Text bei Uhland 17 A nach dem niederdeutschen Liederbuch um 1600 Nr 66
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :Das Lied vom kleinen wilden Vögelein ist als Teil eines längeren Liedes schon 1516 gedruckt: “ … so will ich dir dein Gefieder aufpreisen / mit Gold und brauner Seiden / Ei mein Gefieder aufpreist du mir nit / ich kann mich selber wohl schwingen / ich bin ein kleins Waldvögelein / kein Mann soll mich nit zwingen“ – und auch ... weiter lesen...
Liederthema: Dialoglied, Liebeskummer
Liederzeit vor 1540 - Zeitraum: 16. Jahrhundert
Stichwort: Orte: Niederlande
Geschichte dieses Liedes: Das wilde Vögelein
Anmerkungen:
Böhme schreibt dazu im Liederhort I: „Strophe 8 ist die Wanderstrophe „Zwischen Berg und tiefem Tal“, Strophe 9 und 10 bilden den Anfang des hochdeutschen Liedes „Wohl hinter meines Vaters Hof“. Die Melodie in den Souterliedekens 1540 P.f 6 aber in verderbter Lesart. Hier die bessere, nach der Ausgabe 1584. Der niederländische Textanfang zur Weise lautet „In oostenrijk daer staet leyt een stadt“ Der geistliche Text hat ein Einschiebsel (Textwiederholung) zwischen 3 und 4 Zeile. Form also gleich mit „Ich hab mein Sach…“ Man vergleiche zur Melodie die ähnliche „Ach döchterlin nim sel. gemeit“
Textvarianten:
Übersetzung von Böhme im Liederhort:
Es steht ein Kloster in Österreich
Das ist so wohl gezieret
Mit Silber und mit rotem Gold
Mit grauem Stein vermauert
Darin da wohnt ein Jungfrau fein
Die mir so wohl gefallet
Ach Gott könnt ich ihr Diener sein
Ich wollt sie mit mir führen
Ich führte sie in meins Vaters Hof
Da steht ein grüne Linde
Darauf da singt Frau Nachtigall
Sie singt so wohl von Minne
Ach Nachtigall klein Vögelein
Wollt ihr eur Zung bezwingen
Ich würd all eure Federlein
Mit Golddraht lassen überwinden
Was frag ich nach dem roten Gold
Oder nach eurer losen Minne
Ich bin ein klein wild Vögelein
Kein Mann kann mich bezwingen
Seid ihr ein klein wild Vögelein
Kann euch kein Mann bezwingen
So zwingt euch der Hagel, der kalte Schnee
Die Läuber von der Linden
Zwingt mich der Hagel der kalte Schnee
Die Läuber von der Linden
Alsdann so scheint die Sonne schön
So werd ich wieder fliegen
Und wenn die Lind ihr Laub verliert
So bhält sie nur die Äste
Daran gedenkt ihr Mägdlein jung
Und haltet euch zum besten
Und ist der Apfel rosenrot
Der Wurm der ist darinnen
Und ist der Gsell auch säuberlich
Er ist von falschen Sinnen
Daran gedenkt ihr Mägdlein jung
Und lasst euch nicht betrügen
Und loben euch die Gsellen viel
Sie tun nichts denn nur lügen
Zwischen Hamburg und Braunschweig
Da sind die breiten Straßen
Und wer sein Lieb nicht behalten mag
Der muss es fahren lassen
Böhmes Übersetzung des niederländischen Liedes „Daer laet een clooster in oostenrijc“ im deutschen Liederhort, Band I. Daher Uhland 17 B, Antwerpener Liederbuch 1544, Nr 220. Das Nachtigallenliedchen dient hier dazu, das erfolglose Werben eines Landsknechts um die Hand einer feinen Jungfrau darzutun. Die Wanderstrophen 8 – 11 sind hier nicht unpassend angefügt. Die Strophen 4 bis 7 kommen auffallend gleich in folgendem schwedischen Volksliede vor: „Die verzauberte Prinzessin als Nachtigall“