Als Schondilg noch ein klein Kind war

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Als Schondilg noch ein klein Kind war
da starb ihr Vater und Mutter ab.

Schondilg wuchs auf und sie ward groß
sie wuchs einem Ritter in seinen Schoß.

„Schondilg, willst du mein Hausfrau sein?
Zehn Tonnen Goldes sollen dein eigen sein.“

Schondilg gedacht in ihrem Mut:
Zehn Tonnen Goldes die wären gut.

Schondilg gedacht in ihrem Sinn:
Zehn Tonnen Gold macht eine Kaiserin.

Was trug Schondilg um ihren Leib?
Ein Hemdchen wie der Schnee so weiß.

Was trug Schondilg über ihrem Hemdchen weiß?
Einen Rock, der war von dem Golde so steif

Was trug Schondilg über ihr gelb kraus Haar?
Eine Krone die war von Gold so klar.

Da sah Schondilg zum Fenster heraus:
„Nu komm, stolz Reiter, und hol deine Braut.“

Die Jungfrau war ihm lieb und wert
er schwenkte sie hinter sich auf sein Pferd.

Sie ritten den Tag dreißig Meilen lang
sie weder Essen noch Trinken fand.

„Ach Reiter, steh herab, es ist Mittag
Wo sollen wir Essen und Trinken han!“

„Wohl in dem breiten Lindenbreit
da wirst du finden dein Essen bereit“

„Ach Reiter, steh herab, es ist schon Nacht,
Wo sollen wir den Abend schlafen gan?“

„Wohl in dem breiten Lindenbreit
Da wirst du finden dein Bettchen gespreit.“

Wie sie an den Lindenbaum kam’n
da hingen sieben Jungfrauen daran.

„Hier siehst du sieben Jungfräulein
Schondilg, willst du die achte sein?

Willst du hangen den hohen Baum?
Oder willst du fließen den Wasserstrom?
Oder willst du küssen das blanke Schwert?“

„Ich will nicht hangen den hohen Baum
ich will nicht schwimmen den Wasserstrom
ich will lieber küssen das blanke Schwert

Ach Reiter, zieh aus dein Oberkleid
Jungfrauenblut spritzt weit und breit.“

Schondilg, sie packt das Schwert beim Knopf
Sie hieb dem Reiter ab den Kopf.

Schondilg saß auf sein apfelbraun Roß
und ritt zum grünen Wald hinaus.

Als sie wohl vor den grünen Wald kam
da begegnen ihr seiner Brüder drei.

„Schondilg, wo ist mein Bruder fein
daß du jetzt reitest ganz allein?“

„In dem breiten Lindenbreit
da spielt er mit sieben Jungfräulein fein“

Von Karl Simrock (1802-1876) in der Bonner Gegend gehört und aufgeschrieben.

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Liederzeit: vor 1840 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Deutschsprachige Lieder vom Ulinger oder „Blaubart“ gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Wir erfahren aus diesen Liedern von einem Ritter, der mit seinem Gesange eine junge Frau anlockt, die dann von ihm getötet werden soll. Bereits elf Frauen hatte er betört und ermordet, aber die zwölfte kann sich wehren.  In anderen Varianten wird auch sie getötet, aber der Mord durch ihren Bruder gerächt. Auch in Kinderspielen finden sich noch Spuren dieser schrecklichen Geschichte. Die älteste Fassung von einem unbekannten Dichter  stammt von einem Fliegenden Blatt : “Ein hübsch... weiter lesen