Als Kaiser Karl im weiten Zuge
in niederer Herberg kehret ein
trat Schwanenweiß mit Schürz und Tuche
zu ihm die Wirtin, jung und fein
Dies wurde, Herr, für Euch gefangen
Sprach sie und setzte auf den Tisch
Mit schüchternen verschämten Wangen
Des großen Kaiser’s Lieblingsfisch
Doch mundet nicht dem Herrn der Bissen
ists gleich ein seltenes Gericht
Er ruft von Wehmut hingerissen
Wie ihr, gelingt es keiner nicht
Oft brachte sie mir diese Speise
Die still von ihr bereitet ward
Und lauschte kindlich froh und leise
O Emma, Emma! Eginhard
Da stürzten zu des Kaisers Füßen
Der muntre Wirt, die junge Frau
Bedeckten seine Hand mit Küssen
Mit heißer Tränen Perlentau
Du Emma rief mit süßem Beben
Der große Kaiser freudenvoll
Kommt an mein Herz Euch sei vergeben
Vergessen aller Schmerz und Groll
Er nahm in seinen Arm die beiden
Ward Emma anzusehn nicht satt
Und nannt im Rausch der Vaterfreuden
Den kleinen Flecken „Seligenstadt“
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Anmerkungen zu "Als Kaiser Karl im weiten Zuge"
Sagenlied, Kunstdichtung, aus dem Anf des 19 Jahrhunderts. Verfasser unbekannt. Gedruckt mit dieser schönen Melodie bei Fink. (Hausschatz 1840 Nr 336). Es ist darin die Sage über Entstehung des Ortes Seligenstadt in Hessen behandelt. Das ehemalige Benediktinerkloster, auch Seligenstadt geheißen, steht unfern des Städtchens an den Ufern der Werschnitz, im Klostergarten ist noch zu sehen, das Grab von Eginhard dem ehemaligen Hofschreiber, Priester und Biographen Karls des Großen und der entführten Kaiserstochter Emma.
Eginhard oder Einhard, Biograph u Geheimschreiber Karls des Großen und steter Begleiter desselben, Oberaufseher der öffentl Bauten, geb 770 im Maingau, zog sich nach Karls Tode 814 mit seiner Gemahlin Imma, angebl der Tochter des Kaisers, nach Michelstadt im Odenwald zurück und erbaute später das Kloster Seligenstadt, wo er 14 März 840 starb (Böhme. Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)
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