Als ich ein kleines Mädchen war (Mädchen und Mörder)

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Als ich ein kleines Mädchen war
stirbt mir mein Vater und Mutter
stirbt mir mein Vater und Mutter

Als ich ein kleine Weil grösser war
da kam ein Reiter, der wollt mich han
da kam ein Reiter, der wollt mich han

Er schwenkt mich lieb, er schwenkt mich wert
er schwenkt mich wohl hinter sich auf sein Pferd

Da reiten wir aus, drei Tag, drei Nacht
dass ich weder Essen noch Trinken gesah

Jungfräulein gedacht in seinem Sinn
dies könnt vielleicht ein Mörder sin

Dort draussen vor dem grünen Wald
dort fliesst ein Brunnen, fliesst kühl und kalt
dort werden wir essen und trinken

Und wie sie vor den grün´ Wald kamen
da hangen ihr sieben an einem Baum

„Willst  du jetzt hangen den hohen Baum
oder willst du schwimmen den Moselstrom
oder willst du mit´m Schwert umkommen“

„Ich will´s nicht hangen den hohen Baum
will auch nicht schwimmen den Moselstrom
mit´m Schwert will ich umkommen!“

„Ziehet aus, zieht aus euer feines Kleid
Jungfräuleins Blut spritzt weit und breit!“

Und wie er an dem Kleid auszog
Jungfräulein nach dem Schwertchen sprang
und hieb dem Ritter sein Haupt hinweg

Und als der Kopf auf dem Boden liegt
die falsche Zung noch dreimal spricht

„Nimm du die Pfeif in deine Hand
und sing und pfeif wohl durch den Wald“

Jungfräulein gedacht in seinem Mut
Das Singen und Pfeifen das tut kein Gut

Und wie sie in den Wald hineinkam
die Schwiegermutter ihr entgegenkam

„Ach Schnure liebste Schnure mein
Wo hast du gelassen mein Söhnelein?“

„Dort draussen vor dem grünen Wald
dort spielt er mit sieben Jungfrauen
die achte ist ihm entgangen“

„Ach Schnure liebste Schnure mein
von was seind eure Schuh so rot“

„Gestern abend spat in der Nacht
da hab ich meinem Herrn drei Hahnen getot
davon seind meine Schuhe so rot“

in Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen Band II (1928)
siehe auch: Blaubart

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Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Deutschsprachige Lieder vom Ulinger oder „Blaubart“ gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Wir erfahren aus diesen Liedern von einem Ritter, der mit seinem Gesange eine junge Frau anlockt, die dann von ihm getötet werden soll. Bereits elf Frauen hatte er betört und ermordet, aber die zwölfte kann sich wehren.  In anderen Varianten wird auch sie getötet, aber der Mord durch ihren Bruder gerächt. Auch in Kinderspielen finden sich noch Spuren dieser schrecklichen Geschichte. Die älteste Fassung von einem unbekannten Dichter  stammt von einem Fliegenden Blatt : “Ein hübsch... weiter lesen