Horch es rollt von fern der Donner

Zehnstundenlied Crimmitschau

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Horch ! Es rollt von fern der Donner !
Blitze leuchten durch die Nacht!
Wohlgerüstet ziehen Streiter
Todesmutig in die Schlacht.
Und es dringt zu Fürstenthronen,
in der Reichen Luftgemach
ungezählter Millionen
Feldgeschrei: Zehnstundentag !

Wo am Webstuhl schwache Hände
Mühen ab sich Jahr um Jahr
Dort, wo blasse Frauen spinnen
Fäden emsig immerdar,
wo mit nimmermüdem Fleiße
auch ein Farbknecht stehen mag,
summt der Mund in froher Weise
hoffnungsvoll: Zehnstundentag!

Ja, erwacht sind all die Sklaven!
Im Erwachen liegt die Welt!
Schon erglüht die Morgenröte,
bald ist`s wunderbar erhellt.
Selbst durch Österreichs kranke Staaten,
wo die Reichen – welche Schmach ! –
tief im Blut der Armen waten,
braust es kühn: Zehnstundentag !

Laut und lauter grollt der Donner!
Blitze leuchten durch die Nacht!
Wohlgerüstet ziehen Kämpfer
Todesmutig in die Schlacht.
Und es dringt zu Fürstenthronen,
in der Reichen Luftgemach
ungezählter Millionen
Feldgeschrei: Zehnstundentag !

Text. H. Jäckel (sozialdemokratischer Redakteur des „Vorwärts?“)
Musik: auf die Melodie: Deutschland Deutschland über alles (Haydn)
Kampflied der Crimmitschauer Textilarbeiter aus dem Jahre 1900 – Crimmitschau
Nach: Westfalen-Lippe / Westfälisches Industriemuseum

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Josef Haydns Melodie, auf die Hoffmann von Fallersleben 1841 auf Helgoland sein „Deutschland über alles“ dichtete, ist in den ersten Takten identisch mit der Melodie des kroatischen Volksliedes “Stal se jesam rano jutro malo pred zoru” (“Bin früh morgens kurz vor der Morgendämmerung aufgestanden”)

Stal se jesam rano jutro (Deutsche Nationalhymne)

Dieses Lied wurde in der Gegend um Sveti Ivan Zelina, Međimurje und im österreichischen Burgenland, wo schon jahrhundertelang eine starke kroatische Minderheit lebt, gesungen. Joseph Haydn kannte die Region und ihre Lieder gut.  Zu dem ersten vier Takten der kroatischen Melodie fügte er eine Modulation hinzu und eine Variation am Ende,  fertig war „seine“ Komposition.

Deutschland Deutschland über alles

Die deutsche Nationalhymne, 1841 auf Helgoland von Hoffmann von Fallersleben auf die Kaiserhymne von Josef Haydn geschrieben, wurde erst 1922 von dem sozialdemokratischen Reichspräsidenten Ebert zur Hymne erklärt. Schon früh gab es Nachdichtungen und Parodien auf „Deutschland Deutschland über alles„. Hier sind zahlreiche dieser Texte zusammen getragen. Mehr als 50 Nachdichtungen.

Nur 11 Jahre lang war das Lied mit allen drei Strophen in der Weimarer Republik die Nationalhymne, während der NS-Zeit wurde die erste Strophe gemeinsam mit der SA-Hymne, dem Horst-Wessel-Lied gesungen, nach 1945 war es auch deshalb zunächst nicht mehr die deutsche Hymne. Ab Mitte der 50er Jahre sang man in Westdeutschland dann nach längerem Streit die dritte Strophe von „Deutschland Deutschland über alles“, die DDR hatte eine eigene deutsche Hymne „Auferstanden aus Ruinen.