Siebenzig vom Asyl (Streik Crimmitschau)

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„Das Jahr geht zu Ende“-„Der Kampf ist heiß“ –
„Und dauert so lange“ – „Wer weiß, wer weiß“ –
So schallt’s durch den Saal um Mitternacht,
wo die Schar der Ärmsten liegt und wacht.
Sie zweifeln;- sie wissen auch gar zu gut,
wie weh die Kälte, der Hunger tut…
Sie kennen die Scherge der Staatsgewalt,
vor denen sie oft die Faust geballt….

Da plötzlich einer von ihnen spricht:
„Sie unterliegen? – Das glaub ich nicht!
Wohl liegt die Zukunft düster und grau
Vor unseren Brüdern in Crimmitschau,
Doch wenn jeder denken würde wie ich –
So müßten sie siegen, sicherlich!
Und ob, wie mein Magen, die Taschen leer –
Den letzten Pfennig gebe ich her!“

Er tat’s; und die Andern alle sodann,
den einzigen Pfennig gab jeder Mann…
Er sammelt‘ es ein und brachte es dar
Und sagte dazu so schlicht und klar:
„Nur siebenzig Pfennig, das ist nicht viel,
jedoch wir sammelten’s im –Asyl!“—–
Deutschland, o Welt! Vernahmst Du dies Wort?
Wie Donnergrollen pflanzt es sich fort,

Bei solchem herrlichen Opfermut,
da steht’s um der Weber Sache gut.
Nicht liegt die Zukunft düster und grau
Vor unsern Brüdern in Crimmitschau;
Und ihnen, wie uns, bleibt in dem Krieg
Trotz Mammon und Knute einst doch der Sieg!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
aus dem Streik von Crmmitschau um den 10-Stunden-Tag
Nach: Westfalen-Lippe / Westfälisches Industriemuseum

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Liederzeit: vor 1904 : Zeitraum:
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