Sie führen mich zur Stadt hinaus

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Sie führen mich zur Stadt hinaus
unter den Galgen in´s hohe Haus
ei da muß ich ganz allein
unter dem Galgen gejuzieret sein

Wer ist denn Schuld daran
wer hat denn dies getan
´s ist der liebe Bruder mein
der ist schuld an meiner Pein

Dort hängt mein Mantelrock
und auch mein Rauchtabak
willst du denn mein Bruder sein
so füll mir die Pfeif noch einmal ein

Ihr Jungknaben insgemein
all die noch ledig sein
trauert meiner nit e so sehr
denn wir gesehn uns nimmermehr

Ihr Priester insgesamt
tut an euer Messgewand
betet eine Mess für mich
denn mein Seel steht vor´m Gericht

Mein Grab war schon gebaut
ich han selbst zugeschaut
alle die drum herum stehn
möchten mit mir zu Grabe gehn

Text und Musik: Verfasser unbekannt – aus Lothringen .

Louis Pinck führt dieses Lied als Fragment an in einem Brief des Ackerers (Bauern?) Baro , den dieser aus Viller ( Weiler ) am 22. Dezember 1927 an einen alten Bekannten geschrieben hatte. Baro schreibt:  „Nun kenne ich noch sechs Strophen von einem schönen alten Liede, das ich mit 15 Jahren von Hr. Sibil Michel , genannt Bille , gelernt hatte., weiss aber den Anfang und vielleicht das Ende nicht mehr….“ Es folgen die oben wieder gegebenen Strophen.
Wenn man vorsichtig den Baro auf 60 Jahre schätzt, so lernte er das Lied etwa um 1880. vielleicht etwas früher.
in: Verklingende Weise – Volkslieder aus Lothringen , Band II , S. 298

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Liederzeit: vor 1880 : Zeitraum:
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