O laufet ihr Hirten

O laufet ihr Hirten, lauft alle zugleich
Nehmet Schalmeien und Pfeifen mit euch
Lauft alle zumal mit freudigem Schall
auf Bethlehem zum Kripplein, zum Kripplein im Stall

Ein Kindlein ist g’sehn wie ein Engel so schön
dabei auch ein alter Vater tut stehn
ein Jungfrau schön zart nach englischer Art
es hat mich erbarmet ganz inniglich hart

Wenn ich nur hätte mein Häuslein dahier
das dorten im Tale alleine tut stehn
wie war ich so froh, blieb alleweil do
ein Essen wollt kochen und warten schon auf

Was kann ich dem Kindlein verehren zur Gab?
Ein Lämmlein und alles, was ich nur hab
ein Windlein dazu, gilts auch schon mein Bu
damit man das Kindlein fein decken kann zu

Mein Nachbar, lauf hurtig, brings Wieglein daher
wills Kindlein reinlegen, es zittert so sehr
Hei, hei, popei! Liebes Kindel, schlaf ei!
Im Krippel zarts Jesulein, hei hei popei

Text und Musik: Verfasser unbekannt
aus der Grafschaft Glatz in Schlesien (Schlesische Volkslieder, Nr. 281)
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1946 „Weihnachtslied“)
aus Schlesien , 18. Jahrhundert

Liederthema:
Liederzeit: vor 1840 : Zeitraum:
Orte: ,

Anmerkungen zu "O laufet ihr Hirten"

Überaus zahlreich sind dergleichen Hirtenlieder zur Weihnachtsfeier im katholischen Süddeutschland, Schlesien und Österreich; mehr als hundert finden sich in den geistlichen Volksliedersammlungen von Aug. Hartmann und Gabler, sowie bei Ditfurth, Meinert, Schottky etc.

Auf Grund des Evangeliums wurden sie gedichtet, nicht von Hirten, sondern von katholischen Geistlichen und Volksdichtern, ganz im Volkston und meist im Dialekt. Sie wurden gesungen und zwar meist in der Familie zur Weihnachtsbescherung, bei welcher ein Ställchen von Bethlehem mit Krippe, Jesuskind und Engeln nicht fehlen durften, aber auch in Kirchen bei der „Krippen“ wurden sie gehört.

Auch in den Weihnachtspielen sind sie vielfach verwendet worden, und die größere Zahl solcher Lieder mag sich daraus erhalten haben; einige sind schon im 14. Jahrhundert nachweisbar. Aus diesen halb weltlichen, halb geistlichen Volksliedern mit ihren Pastoralen Melodien klingt höchste Naivität und Patriarchale Sitte. (Böhme im Liederhort III, S. 652f) Ähnlicher aber verdorbener Text bei Meinert (Kuhländische Volkslieder. S. 269) aus Fulnek im Kuhländchen.