O junge Mädchenherrlichkeit

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O junge Mädchenherrlichkeit
Welch neue Schwulitäten!
Bezieht ihr alle weit und breit
Die Universitäten!
Vergebens spähe ich umher,
Ich finde keine Hausfrau mehr!
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum!

Die Nähmaschin’ bedeckt der Staub;
Es sank der Herd in Trümmer;
Der Kessel ward des Rostes Raub,
Verblichen ist sein Schimmer.
Die Wäsche gibt man aus dem Haus
Und beizt mit Chlor die Flecken aus.
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum!

Wo sind sie, die beim Kaffeekranz
Nicht wankten und nicht rückten,
Die ohn’ Latein bei Scherz und Tanz
Die Herr’n der Erd’ entzückten?
Jetzt komm’n sie ihnen ins Geheg
Und wandern früh in das Kolleg.
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum!

Da forscht mit glüh’ndem Angesicht
Die ein’ in Quellenschriften,
Die andre Frauenrecht verficht,
Und die hantiert mit Giften.
Sie alle hat der Wissensdrang
Hinaus gelockt aus altem Zwang.
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum!

Hier beugt ein dunkler Lockenkopf
Sich über’s Corpus iuris,
Die mit dem blonden Mozartzopf
Forscht, was denn wohl die Ruhr ist.
Wer schilt die säum’ge Köchin aus?
Wer flickt des Hausherrn alten Flaus?
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum!

Ihr Jungfrau’n, diesen lust’gen Scherz
Dürft ihr für Ernst nicht halten,
Ihr wißt, ein echtes Burschenherz
Kann nie für euch erkalten.
Tragt Küchenschürz’, tragt Doktorhut,
Wir wissen, beides steht euch gut
Und bleiben euch die Alten!

Ihr Herren, diesen lust’gen Scherz
Dürft ihr für Ernst nicht halten,
Ihr wißt, im rechten Frauenherz
Wird rechter Sinn stets walten:
Die Küchenschürz’ zum Doktorhut,
Zum Amtsbarett der Fingerhut,
Und so bleibt’s doch beim Alten!

Text: Verfasser unbekannt.
Musik: auf die Melodie von O alte Burschenherrlichkeit
siehe auch Was fang ich armer Teufel an
Liederbuch für Studentinnen, Strassburg, Heitz, 1910.

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1910 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

O alte Burschenherrlichkeit ist ein Lied eines unbekannten Verfassers, das zuerst in der Berliner Zeitschrift „Der Freimüthige“   am 9. August 1825 unter dem Titel „Rückblicke eines alten Burschen“ gedruckt wurde. Die erste Zeile wurde zu einem geflügelten Wort vor allem in studentischen Verbindungen und Burschenschaften.

Das Lied wurde ins Schwedische, Niederländische, Estnische und Lettische übersetzt. Besonders in Schweden ist es noch immer populär. In vielen Pubikationen steht Eugen Höfling als Urheber, was aber unwahrscheinlich ist, da er zur Zeit der Erstveröffentlichung erst 16 Jahre alt war und weit weg von Berlin lebte.  (Wikipedia)