Nun ist der letzte Tag erschienen

Zum Abschied

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Nun ist der letzte Tag erschienen!
Wie blickt der Himmel trüb darein
und trüber noch sind eure Mienen
es muß ja heut geschieden sein!
Die ganze Welt scheint heut zu trauern
als könnt sie euren Schmerz verstehn
laut rauscht der Neckar an den Mauern
das Lied vom Voneinandergehn

Noch einmal geht ihr durch die Gassen
die singend ihr so oft durchtönt
die ihr noch heute müßt verlassen
und dann umsonst zurück euch sehnt
Wie oft sind Zeugen sie geworden
wenn ihr bei Tage wie bei Nacht
mit kühner Tat, mit freien Worten
so keck die ganze Welt verlacht

O denkt daran, wie in dem Bunde
zu dem ihr hieltet manches Jahr
ihr habt so manche liebe Stunde
gezecht in treuer Freunde Schar
und wie ihr dann in stiller Kammer
wenn schon der Tag ins Fenster schien
ertragen habt den Katzenjammer
mit festem Mut, mit starkem Sinn

So steigen heitre, schöne Bilder
mit Wehmut auf in eurer Brust
es sind die Tage, ach! so wilder
so ungezwungner Jugendlust
die Zeit, die nun hinabgesunken
so schnell, wie ihr es ahntet kaum
die Zeit, da euch, von Wonne trunken
das Leben war ein goldner Traum

Nun ist’s vorbei! Es ist zerronnen
der schöne Tag mit seiner Freud
der Jugend Lust mit ihren Wonnen
verrauscht in die Vergangenheit
doch habt ihr eins davongetragen
ein Gut, das euch die Zeit nicht nimmt
und das euch noch in späten Tagen
der Seele Saiten höher stimmt

Es ist der Geist, den ihr gerettet
euch aus der Jugend wildem Scherz
der, tief in eure Brust gebettet
euch tröstet jetzt in eurem Schmerz
er sagt euch, daß sie echt gewesen
die Liebe, die uns hier verband
die keine Welt vermag zu lösen
die stets euch hält mit starker Hand

Und wenn der Schmerz der Abschiedsstunde
euch noch so schwer die Brust durchwühlt
sei das ein Balsam für die Wunde
was hell von allen wird gefühlt
die Treue, die ihr habt geschworen
was ihr geliebt, was ihr geglaubt
das geht euch nimmermehr verloren
das ist es, was die Welt nicht raubt.

Text: Verfasser unbekannt, aus Tübingen
Musik: auf die Melodie von Sind wir vereint zur guten Stunde oder Stimmt an in hoher Feierstunde
Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Sind wir vereint zur guten Stunde“ ist ein Lied von Ernst Moritz Arndt (1814) Georg Friedrich Hanitsch (1815, nach Pierre Gaveaux . Es entstand im Gefühl des Sieges nach den Befreiungskriegen und wurde als Bundeslied vielfach nachgedichtet.