Und mag auch die Menschheit nicht rasten noch ruhn

Kaltlochgesellen

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Und mag auch die Menschheit nicht rasten noch ruhn
sich alles nach Wunsch zu gestalten
das Glück zu erjagen, das Äußerste tun
und heiligen Eifer entfalten
bald wird ihr vor ihrer Gottähnlichkeit bang
das Streben, die Hitze, der glühende Drang
verkühlt sich, verspielt sich, es schallet der Sang
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten

Strohfeuer verlodert und Jugend versprüht
es bleiben die Alten, die Kalten
die Gleichmut bewahren im heitern Gemüt
und überall Fassung behalten
Beim Bierglas, beim Weinglas, den Tischen entlang
erwarten sie ruhig den Weltuntergang
bis dahin erschallet ihr Männergesang
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten

Du willst mit dem Kopf durch die Wand mit Gewalt
es lassen die Götter dich schalten
doch rufen die löblichen Trinker: Nur kalt
du sollst nicht zu hoch hinaus halten
Nur kalt! wenn das Höchste dir dreimal gelang
nur kalt! wenn das Unheil dich drückt an den Hang
das Maß sollst du halten! Schon Pittakos sang
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten

Was philosophieren und reden wir viel
dem Forscher gehört es zum Alten
der Weltraum ist dunkel und schauerlich kühl
ist selber ein Loch nur im Kalten
Doch gehen die Sonnen den donnernden Gang
und Sterne drin leuchten von jeglichem Rang
so klinget harmonischer Sphärengesang
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten

Ihr seht auf der Berge gewaltigem Joch
den wandernden Gletscher sich spalten
da gähnet ein kaltes, ein schauriges Loch
doch gleißt es smaragden, kobalten
Die Freundschaft erliegt nicht dem frostigen Zwang
der Frohsinn erstarrt nicht, und lange noch, lang
erschallet im Loche der lustige Sang
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten

Text: Eichrodt
(„Kaltlochgesellen“ = Name einer Philistergesellschaft)
Musik: Hier sind wir versammelt ….
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1890 : Zeitraum:
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