Ich weiß mir ein kleines Waldvögelein

Unerfüllbarer Wunsch

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Ich weiß mir ein kleines Waldvögelein,
Das ist so hübsch und fein;
Es flog wohl nächten spate
Für liebes Fensterlein;
Es flog ihr auf den Geren,
Es flog ihr auf den Schoß,
Sie schriet ihm sein Gfiedere,
Ihr beider Freud und die was groß

Nun fleug, nun fleug, gut Vögelein!
Wie kann ich fliegen?
Du hast mir abgeschroten
All mein Gezierde
Du hast mir abgeschroten
Kurz und nit zu lang
Der einen lieben Buhlen hat,
Der tut gar manchen Affengang,

Fern in des Meeres Grunde
Da schwimmt ein Hechtelein
Was treit er in seim Munde?
Von Gold ein Fingerlein
Es ist das allerbeste Gold
Und das ich je gesach:
Könntest du mir’s, Lieb, gewinnen
Ich wollt dich desto lieber han

Wie könnt ich dirs gewinnen, Du Herzenliebe?
So kann ich doch nicht schwimmen
Und Wasser trüben
Ich Hab doch. Lieb, gerühret
Gerühret keinen Grund
Wenn ich dir nicht gefalle
Gib mir Urlob, du roter Mund!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 417 „Unerfüllbarer Wunsch“)
auf die Melodie von „Die Brünnlein die da fliessen„)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1570 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Wenn alle Brünnlein fließen“: Vielfach mündlich und in unterschiedlichen Fassungen aus vielen Regionen. Mal fließen „Bäche“, mal fließen „Brunnen“. Bei Kretzschmer 1840 noch unter dem Titel „Geheime Liebe“ veröffentlicht und mit dem Anfang „Wenn alle Brunnen fließen“.  Silchers Bearbeitung von 1855  ist auch im Titel inspiriert durch diese Fassung und führt die „Geheime Liebe“ als „Heimliche Liebe“ weiter. Das ähnelt schon der heute immer noch gesungenen Melodie. Durch die Verbreitung in Kommersbüchern und über Männergesangsvereine wird Silchers Version nach und nach bekannter als die anderen Varianten von Text und Musik.  Die meisten Texte haben bloß die ersten 4 Strophen.

Anmerkungen zu "Ich weiß mir ein kleines Waldvögelein"

Zum Text:

  • 1, 4 vor Liebchens Fensterlein,
  • 1,3 nächten, gestern Nacht,
  • 1, 5 Geren, Schoß deß Gewandes.
  • 1, 7 schriet, von schroten, schneiden.
  • 2, 2 und 3 von Uhland ergänzt.
  • 2, 8 Affengang tun, sich manche Possen gefallen lassen.
  • 4, 7 und 8. Aus dem Umstande, daß die Umworbene als Preis ihrer Liebe die unerfüllbare Aufgabe stellt, auf den Meeresgrund zu tauchen, muß der Liebende erkennen; daß seine Werbung abgewiesen sei. Er geht und hatte einen Affengang getan.

Bruchstücke eines fl. Blattes, Straßburg., Thiebolt Berger (um 1570). Daher Uhland, Nr. 29, als Str. 2—5. Die erste Strophe dort (Die Brunnen die da fließen) gehörte wohl nicht zu diesem Liede. Jedenfalls wurde es aber nach gleicher Melodie gesungen, woraus sich das Zusammendrucken erklärt. — v. Liliencron. D. Leben, Nr. 102 wie hier, und noch zwei Zusatzstrophen von Uhland’s Text, die zum Liede vom Wundergarten (Bei meines bulen Haupte) gehören, aber entstellt sind. —