Ich verkauf mein Gut und Häuslein (Elsaß)

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Ich verkauf mein Gut und Häuslein (Elsaß)

Ich verkauf mein Gut und Häuschen
Um ein so geringes Geld
Muß reisen auf fremden Straßen
In ein andres Teil der Welt.

Als wir auf Metz hinkamen.
In die schöne feste Stadt,
Gehn wir zum Herrn Präfekt
Legen unsre Schriften ab

„Herr Präfekt, ach Herr Präfekt,
Wir haben eine Bitt an Sie,
Ihr sollt den Paß unterschreiben
Wir wollen aus Frankreich ziehn.“

„Was habt ihr für ein Ursach?
Was habt ihr für ein Klag,
Wollt euer Leben riskieren
Im Land Amerika?“

„Hier können wir nicht bleiben
Hier können wir nicht sein:
Denn die Huissiers und Notarien
Haben unsern größten Teil“

Als wir auf Havre kamen
Da schrieben wir zurück:
Adje, ihr jungen Leute
Wir machen jetzt unser Glück.

Als wir ins Land ’nein kamen
Ins Land Amerika
Kamen sie mit Kreuz und Fahnen
Und sprachen willkommen an.‘

„Willkommen, ihr deutschen Brüder
Willkommen ihr deutschen Leut!
Wir wollen euch versorgen
Als unsre eignen Leut.

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Aus mehreren um 1840— 1850 im Elsaß geschriebenen Liederheften. Die Orthographie war arg verwildert. Andere (entstellte) Lesart: Mündel Nr. 211 – in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 794 ohne Melodie) – Steinitz (I, 1954, Nr. 39, mit Melodie aus Lothringen)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1850 : Zeitraum:
Orte: , ,

Anmerkungen zu "Ich verkauf mein Gut und Häuslein (Elsaß)"

Ich verkauf mein Gut und Häuslein
um ein so geringes Geld
nach Amerika zu ziehen
in den andern Teil der Welt.

Und als wir nach Straßburg kamen
in die wunderschöne Stadt
gingen wir zum Herrn Präfekten
legten unsere Schriften ab.

Herr Präfekt, oh Herr Präfekt,
wir haben eine Bitt an Sie
Sie solln den Paß uns unterschreiben
nach Amerika zu zieh’n.

Was habt ihr für eine Ursach
was habt ihr denn für einen Klag
euer Leben zu riskieren
in dem Land Amerika.

Wir können nicht mehr länger bleiben
wir können hier nicht länger sein
denn die Herren und Lakaien
nehmen uns den größten Teil.

Euch hab ich schon hier geschrieben,
Wie mir´s auf der Reise ging.
O wär ich doch bei euch geblieben.
Wär ich nicht, wo ich jetzt bin !

Liebe Freunde, was ich schreibe,
Nehmet’s nun zur Warnung an :
Besser ist, zu Hause bleiben.
Als sich drüben machen dran.

Als ich kam zu den Verwandten
In St. Louis, der schönen Stadt,
Da traf ich noch viel Bekannte
An von meinem Heimatsort.

Übel geht es mir noch immer,
Seit ich in Amerika bin.
Als ich auf dem Meer tat schwimmen,
Da war schon fast alles hin.

Gott im Himmel, schau hernieder,
Sieh an unsre grosse Not,
Schenk uns deine Hilfe wieder.
0, sonst sind wir alle tot!

Text und Musik: Verfasser unbekannt – Variante eines bekannten Auswandererliedes
Diese Version aus Duntzenheim , Elsaß , 1872