Hart wie Kameldornholz (Südwesterlied)

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Hart wie Kameldornholz ist unser Land
Und trocken sind seine Reviere
Die Klippen, sie sind von der Sonne verbrannt
Und scheu sind im Busch die Tiere.
Und sollte man uns fragen
Was hält euch denn hier fest?
Wir könnten nur sagen
Wir lieben Südwest!

Das Lied, welches Deutsch-Südwest-Afrika (das ist Namibia) als Heimat der deutschen Auswanderer feiert und – wen wundert es – von Heino gesungen wird, entstand kurz vor dem Afrika-Feldzug Rommels und erwähnt mit keiner Silbe den deutschen Völkermord an den Herero. Zeilen wie „Doch unsre Liebe ist teuer bezahlt“ stoßen sauer auf, angesichts der ungeheuren Verbrechen die von Deutschen zwei Jahrzehnte zuvor dort begangen wurden:

Doch unsre Liebe ist teuer bezahlt
Trotz allem, wir lassen dich nicht
Weil unsere Sorgen überstrahlt
Der Sonne hell leuchtendes Licht
Und sollte man uns fragen
Was hält euch denn hier fest?
Wir könnten nur sagen
Wir lieben Südwest

„Zwischen 1904 und 1908 begehrten die Herero und Nama gewaltsam gegen die Willkür und Unrechtmäßigkeit der deutschen Kolonialherren auf, nachdem diese ihnen fast alles genommen hatten: das Land, das Vieh und die eigene Identität. In Folge der Auseinandersetzungen mit der Deutschen Schutztruppe unter dem Kommando des berüchtigten Generalleutnant Lothar von Trotha sowie der anschließenden Internierung der Überlebenden in sogenannten Konzentrationslagern kam es zur beinahe vollständigen Vernichtung der beiden Völker: Etwa 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama fielen der Vernichtungswut des Schutztruppenkommandanten zum Opfer.“ (Quelle)

Und kommst du selber in unser Land
Und hast seine Weiten gesehen
Und hat unsre Sonne ins Herz dir gebrannt
Dann kannst du nicht wieder gehen
Und sollte man dich fragen
Was hält dich denn hier fest?
Du könntest nur sagen:
Ich liebe Südwest

Text: Heinz Anton Klein-Werner (1937)
Musik: In Teilen die gleiche Melodie wie das Panzerlied der faschistischen Wehrmacht, der letzte Teil „Und sollte man dich fragen“ greift „Lützows wilde verwegene Jagd auf“ aus den Befreiungskriegen.

Deutsche Pfadfinder Südwestafrika - ReichskriegsflaggeAls Wanderlied für die „Deutsche Pfadfinder von Südwestafrika“ geschrieben, ist das Lied bis heute die Hymne des Deutschen Pfadfinderbundes Namibia. Bis heute verwendet die Organisation Uniformen, die Ähnlichkeit mit denen der deutschen Schutztruppe aus der Zeit des Völkermordes haben und bis heute wird die von der Reichskriegsflagge abgeleitete Pfadfinderflagge aus den 1930er Jahren genutzt, die der Reichskriegsflagge ähnelt.

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Das Luiska-Lied von 1908

Das sogenannte Luiskalied ist 1908 erstmals mit Melodie im Westerwald aufgezeichnet worden. Es gibt ähnliche Passagen wie im Panzerlied der Wehrmacht, so beginnt die Melodie ebenfalls auf der Quinte und macht dann einen  charakteristischen Sprung von der Oktave zurück zur Terz, der 2. Takt ist aber deutlich anders. Besonders unterscheiden sich beide Lieder im Gestus: Im Luiska-Lied steht jemand weinend am Ufer, betet verzweifelt und geht am Ende unter – das Wehrmachtslied bzw das unten stehende SS-Lied strotzen und protzen vor gefühlter Überlegenheit. Eventuell wurde das Wehrmachtslied beim Marschieren zurecht gestampft, auch das „Südwesterlied“, das seit 1937 von den bis heute die Reichskriegsflagge schwenkenden deutschen Pfadfindern im heutigen Namibia gesungen wird, verwendet diese Melodie. Die Bundeswehr sang es noch Anfang der 1990er Jahre.

https://youtu.be/8JDkdc246QQ?t=41