Als Jesus Christ geboren ward (Flucht nach Ägypten)

Die heilige Familie auf der Flucht

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Als Jesus Christ geboren ward (Flucht nach Ägypten)

Als Jesus Christ geboren ward. Da was es kalt.
In ein kleines Krippelein gelegt er ward
Da stund ein Esel und ein Rind
Die atmeten über das heilig Kind
gar unverborgen
Der ein reines Herze hat, der darf nit sorgen.

Joseph der nahm sein Eselein wohl bei dem Zaum
Er fähret es unter ein Dattelbaum
Eselein, du sollt stille stan
Maria die will geruhet han
Sie ist gar müde
Da neiget sich der Dattelbaum
Zu Gottes Güte

Maria brach die Datteln in ihren Schoß
Joseph derselben Weil doch nit verdroß
Eselein, du sollt fürbaß gan
Wir haben noch dreißig Meil zu gan
Es wird zu spate
Da neiget sich der Dattelbaum zu Gottes Gnade.

Da zogen sie fürhin baß wohl in ein Stadt;
Joseph gar treulich umb ein Herberg bat
Der selbig Wirt lebt in dem Haus
Er trieb die Gäste wiedrumb aus
Maria spann das reine Garn mit ihren Händen

Sie gingen wenig fürhin baß Wohl in ein Dorf.
Joseph gar treulich umb ein Herberg warb
Wirtin, liebe Wirtin, mein, behaltet mir das Kindelein
Und auch die Fraue
Sie sprach: „Ich will es gerne tun wollt ihr ein Straue (Streue)?“

Wolhin, wolhin gen Abend spat, Do ward es kalt.
Alsbald sie in die Scheuren ging. Ins Stadel trat.
Maria die nahm ihr Kindelein
Joseph der nahm sein Eselein
Sie lagen gesunder (gesondert)
Do schauet Wirt und Wirtin zu dem großen Wunder

Wolhin, wolhin gen Mitternacht Do was es kalt.
Der Wirth zu seiner Frauen do Gar treulich sprach:
„Fraue, liebste Fraue mein.
Steh auf und mach ein Feuerlein
Durch Gottes Willen.
Das Kindlein heint kein Ruh gewann. Es möcht erfrieren.“

Die Frau stund auf gar balde. Was man sie hieß
Wie bald sie in die Küchen lief. Ein Feur aufblies.
„Fräulein, liebstes Fräulein,
Trag herein dein Kindelein
Wol zu dem Feure!
Dein Kindlein heint kein Ruh nit hat. Es möcht erfrieren

Maria hät ein Pfännelein Und das was klein
Da kocht sie ihrem Kind ein Mües’l, Was lauter und rein.
Und es verzehrt das Müeselein
Maria sang ihrm Kindelein
Gar schon und taugen:
„So bist du mir ein Spiegel klar In meinen Augen.“

Maria die kund spinnen. Des freut sie sich.
Joseph der kund zimmern. Des nährten sie sich;
Jesus der kunnt Haspen Garn.
Der reiche Wirt der ward do arm.
Der arm ward reiche.
So bitt wir Gott von Himmel, daß er uns Helf in sein Reiche.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1950 „Die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten (Egypten)“
Haym von Themar, 1590

Die erste Strophe so wie unter den  Noten auch:

Als Jesus Christ geboren ward
da war es kalt
Er ward gewickelt in Windelein
wohl in dem Stall
Für ein Esel und für ein Rind
da ward gelegt Marien Kind
Jesus der Herre
und wer dem dient auf dieser Erd
dem lohnet Gott der Herre.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1590 : Zeitraum:
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Anmerkungen zu "Als Jesus Christ geboren ward (Flucht nach Ägypten)"

9, 7 taugen, mhd. tougen, tougenlich = geheim; schon = schön.

Das Original der Melodie bei Haym 1590, ist notiert im Altschlüssel, Quinte tiefer mit B-Vorzeichnung und vielfach größerer Notendauer, wunderlich fremd, unserm Tongefühl zuwider, klingt das mollis der beiden vorletzten Zeilen in das mixolydisch herein.

"Als Jesus Christ geboren ward (Flucht nach Ägypten)" in diesen Liederbüchern

  • a) Text aus der Kloster Neuburger Handschrift Nr. 1228. Anfang des 16. Jahrhunderts. Original (Da Jesus Christ …) durch Mone, Anz. 1839. Sp. 347. Daher mitgeteilt bei Weinhold. Weihnachtspiele 1853, S. 383. —  WK. II, 1112. — d> Dasselbe Lied erweitert zu 12 Str., mit dem Anfange: Als Jesus Christ ,c. in dem katholischen Gsgb. von Hayn, von Themar. Augsburg 159«, Nr. 4. lWK. II, 1113.
  • b) Dort mit seiner Melodie „Ein alt Andächtig Lied, bey dem Kindleinswiegen zu singen“. Vergleiche Bäumker I. 147. Altd. Liederb. S23. —
  • c) Im Wunderhorn 3, 374 sehr überarbeitet, und hat jede Strophe die zwei letzten Zeilen eingebüßt. —
  • d) Bei Meinert, Kuhländ. Volksl. S. 262, alter Text mit Varianten, aber fragmentarisch und in Reim und Versbau verwildert. Abdruck Mittler Nr. 236. —
  • e) Aus dem Eifellande bei Schmitz, Sitten und Sagen des Eifeler Volkes I, 116 recht vollständig, teilweise andere Strophen. —
  • f) Aus Arnstadt 1854 nach mündl. Überlieferung vom Prof. Dr. R. Hildebrand aufgezeichnet. —
  • g) Niederländisch aus dem 15. Jahrh. bei Hoffmann. Hor. Belg. 16, 59. Vollständiger (14 Str.) und älter als die Neuburger Form (oben), schwerlich aber die älteste.