Es wollt en Herr usriten

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Es wollt´ en Herr usriten
mit sinen Edelliten
wollt´ holen seine ehliche Braut,
die ihm zur Hochzeit ward anvertraut.

Sie ritten vor einer Frau Wirtin Haus,
Frau Wirtin sah zum Fenster hinaus.
«Frau Wirtin, habt Ihr guten Wein
so wollen wir Eure Gäste sein.»

Er tat dem Ritknecht winken:
«Chumm, mier Wein hie ga trinken.
Hier ist ein Mädchen, es ist so klar,
ma gseht-mu den Win dir-en Hals abgahn.

Frau Wirtin, ist das Euers Techterli,
oder ist das Euers Schwesterli
oder ist es Euers Bruders Chind
daß es so wert erzogen wird?»

«Es ist nid iseres Töchterli
und ist nid iseres Schwesterli,
es ist numen min armes Sidelli
es reist minen Gästlenen d’Stibelli.»

Sie zündten z’sämen in eines Bett
als we sie bin-n-andren schlafen wett.
Ds brun Änni chehrte sie gäge d’Mur.
«Säg, Änneli, was trurist du?»

«Was soll i dier o sägen?
Was soll i dier so chlagen?
Es isch iez hina gad ds zwelfte Jahr,
daß i van mim Vatter gestohlen war.

I saß an einem Raindli
las uf schneeweiß! Steindli,
da kam ein Krämer aus Ägyptenland,
er zeigte mir Girtel und Haariband.

Er zeigte mir Girtel und Reselli rot,
damit kam ich ins Krämers Korb.
Und in des Krämers Korbe
war ich drei Jahre verborgen.

Der trug mich vor einer Frau Wirtin Haus
und gab mich für ’nen Banket aus.
En Banket bin i’s nie gesin:
Der König ist min Valter gsin.

Und der rieh Herzog änet dem Rhin
ist min der liebste Brueder gsin.»
«Und isch das din der liebste Brueder gsin
so muesch du hina bi-n-em sin.»

Da zog er us sin glänzend Schwert
und tat es zwischen ihr beiden Herz,
daß nienem chennti sägen
es war bir Schwester glägen.

Des Morgens als der Tag anbrach
Frau Wirtin in d‘ Schlafkammer trat.
«Stand uf, stand uf, du Sidelli
und wisch den Gästen d’Stibelli!»

Er nahm den Degen bim guldigen Knopf
und traf die Frau Wirtin wohl auf den Kopf.
«Nu sä, nu sä, Frau Wini,
da heid-er Euri Urti!»

Er nahm das Anni bim Girtelschloß
und schwang es hinder-si uf sis Roß.
Und wie-n-er in den Schloßhof ritt,
die Mueter ihm entgegentritt.

«“Willkomm, Willkomm, mein Sohne mein
mit deinem wunderschönen Weib.»
«Das ist iez unseres Änneh,
das wir vor zwelf Jahren verloren hein.»

Sie setzen das Änni wohl oben an Tisch
und gaben ihm gsottne und bratene Fisch,
sie stecken ihm an ein guldigen Ring —
Jez isch es wieder es Chünigschind

Text und Musik: Verfasser unbekannt , aus der Schweiz –
in: Im Röseligarten , Schweizerische Volkslieder , hrsg: von Otto von Greyerz )
Vergleiche hierzu auch: Die wiedergefundene Schwester

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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