Es war einmal ein wunderschöner Plunzen

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Es war einmal ein wunderschöner Plunzen
Der hing in einem Metzgerladen drin,
Und dicht dabei, da hing ein Leberwürstchen
Das kam dem Plunzen gar nicht aus dem Sinn

Das Leberwürstchen war gar fein und zierlich
Es hatte eine weiße zarte Haut.
Jedoch der Plunzen, der war imponierlich
Er war im ganzen gar nicht schlecht gebaut

Er hätte ihr die Liebe gern gestanden
Allein, sein Sehnen hatte keinen Zweck
Denn dieses kleine süße Leberwürstchen
Hing viel zu weit von dem Verliebten weg

Da kam ein Schusterjunge in den Laden
Und suchte sich den dicken Plunzen aus
Und auch das Leberwürstchen wollt er haben
Er trug sie beide im Papier nach Haus

Und als zu Hause sie dann angekommen
Warf sie die Meisterin ins heiße Wasser rein
Dem kleinen Leberwürstchen platzte da das Häutchen
— und auch der Plunzen schwitzte ganz gemein

Wie freute sich darob der dicke Plunzen
Mit ihr vereint war nun der arme Tropf
Er schmiegte sich dicht an das Leberwürstchen
Das ganze Schweineblut stieg ihm zu Kopf

Drauf nahm der Meister sich den dicken Plunzen
und fraß voll Blutbegier ihn hastig auf
und in dem dicken Bauch der Schustermeistrin
verschwand das Leberwürstchen gleich darauf

Der Schusterjunge, der bekam die Häute
Ihm war das Wurst, er machte sich nichts draus
und da die beiden nunmehr sind verschwunden
Wär die Geschichte eigentlich ja aus

Doch andern Tags — das muß ich noch berichten —
eh, daß die Sonn am Firmament erscheint
da war der Plunzen und das Leberwürstchen
etwas verändert — wiederum vereint

ja treue Lieb läßt sich nicht unterdrücken
sie geht vereint durch Dick und auch durch Dünn
und wo ich zwei Verliebte jetzt erblicke
Kommt mir das Leberwürstchen in den Sinn

Text: Verfasser unbekannt , handschriftlich
Titel: „Vereint durch Dick und Dünn“ oderr „Der verliebte Plunzen“
Eine nicht ganz saubere Moritat, die im Metzgerladen beginnt und ganz woanders endet
in Krokodilstränen (1970)

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Liederzeit: vor 1910 : Zeitraum:
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