Es leit ein Stadt an jenem Rhein (Freier Jäger)

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Es leit ein Stadt an jenem Rhein
Darin da wohnt ein Jäger fein

Es ist nirgend ein Jäger, er führt sein Horn
Er jagt ein Wild, tut Manchem Zorn

Er reit mit seinen Winden aus
Er kam für einen grünen Strauß

Es lauft ein Tier vor jenem Holz
Es jagts ein Jäger, es daucht ihm stolz

Er kam wohl auf die rechten Gespor,
Das Tierlein luf den Winden vor

Lauf hin, lauf hin, du edles Tier!
Es kummt ein Jäger und fächt dich schier

Es lauft über Berg und tiefe Tal
Der Jäger eilt ihm hinten nach

Das Tierlein tät einen Sprung
Der Jäger verlurs zur selben Stund

Es luf durch Veiel und grünen Klee
Der Jäger sach sein Wild nit meh

Er suchets hin und suchets her
Er fand sein Wild ohn alls Gefähr

Er fands bei einem Brünnlein stan
Der Jäger griff das Wildpret an

Es war gelaufen, ihm was warm
Es sprang dem Jäger an sein Arm.

Er schwangs wol in den grünen Klee
Scheiden vom Herzlieb tut weh

Was zog er von der Hände sein?
Gab ihm ein rot Goldfingerlein.

„Seh hin, feins Lieb, und Hab dir das!
Damit gedenk des Jägers baß.“

Do kauft er ihr ein Pfauenhut
Und der was für die Sonnen gut

Wohl für die Sonn, wohl für den Wind:
„Gesegen dich Gott, du schönes mein Kind

Alde, feins Lieb, ich fahr dahin
Für dich do nimm ein leichten Sinn“

Und läßt uns Gott die Stund erleben
So wolln wir Beide mit Freuden leben

Der uns Zwei scheidt, das ist der Tod
Er scheidt viel manches Mündlein rot.“

Wer ist, der uns das Liedlein sang?
Ein freier Jäger ist ers genannt.

Er hats gesungen aus freiem Mut
Er fand ein Wild. es daucht ihm gut

Text: Verfasser unbekannt
Musik: Melodie von: Es lauft ein Tier vor jenem Holz
Mit den Anmerkungen in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1444 „Jägers Fund“ – „Die Melodie war jedenfalls dieselbe wie: „Es hing ein Stallknecht seinen Zaum“. Gleiche Form, gleiches Alter und Versgemeinschaft sprechen dafür.“)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1530 : Zeitraum:
Schlagwort:

Anmerkungen zu "Es leit ein Stadt an jenem Rhein (Freier Jäger)"

Zum Text:

  • 1, 1 : Rein im Original heißt hier nicht Rain, Grenze, wie Erk meint, sondern der Rheinfluß ist gemeint
  • 3, 2 Strauß, Busch, Waldung
  • 4, 1 Tier, weibl. Hirsch, Hirschkuh
  • 5, 1 Die, das Gespor, mhd. daz, spor, die Spur.
  • 5, 2 luf, a, F. für lief; mh. loufen, prt. liuf und lief.
  • 6, 1 sächt, von sahen, fängt.
  • 8, 2 verlurs, verlor es
  • 10, 2 ohn Gefähr, ongefer, ohne Absicht, zufällig.
  • 14, 1 Hände, Hende mhd. Dativ von hant.

Fliegendes Blatt 8. 4 Bll. Ein newes Lied, In eynem newen thon. Es lauft ein Tier vor jenem Holz . . . (Von zwei Liedern das erste); Gedruckt zu Nürnberg, durch Kunegund Hergotin (ca. 1528 — 1537). Abdruck im Altdeutschen Liederbuch. 446. Auf einem fliegenden Blatt gedruckt zu Nürnberg, durch Valentin Newber um 1550) nur mit einem Worte anders (5, 5: auf das recht Gespor).

Die beiden Strophen ab: „Da kauft er ihr einen Sonnenhut“ kommen in einem später Lied sehr ähnlich vor „Für fünfzehn Pfennige