Deutsche Völker allesammt
wo die alte Treue stammt
an der Scheide Maas, am Rhein
an dem Neckar, an dem Main
wo der Nibelungen Kraft
heut noch sprüht wie Rebensaft

Deutsche Völker, stammverwandt
an dem Sund und Eiderstrand
an der Oder , Weichsel , Spree
an der Weser , Elb und See
wo den kühnen Römerzug
Hermann der Cherusker schlug
stimmet alle im Verein
in das Lied der Lieder ein
Deutschland, Deutschland über alles
Deutschland weihet Herz und Hand
machtig wie Posaunen schall es
Heil dir, Heil mein Vaterland

Deutsche Völker ohne Tahl
rechts und links im Donautal
an der Etsch , dem Lech und Inn
bis zu den Karpathen hin
wo auch Karl der Große stark
schützte unseres Reiches Mark
stimmet alle im Verein
in das Lied der Lieder ein
Deutschland, Deutschland über alles
Deutschland weihet Herz und Hand
machtig wie Posaunen schall es
Heil dir, Heil mein Vaterland

Deutsche Völker, festgeschart
an dem Taunus , an der Haardt
an der Saale Felsenwand
wie am blut´gen Elsterstrand
wo dem Feind in heil´ger Schlacht
ward der Untergang gebracht
stimmet alle im Verein
in das Lied der Lieder ein
Deutschland, Deutschland über alles
Deutschland weihet Herz und Hand
machtig wie Posaunen schall es
Heil dir, Heil mein Vaterland

Deutsche Völker allesammt
wo die alte Treue flammt
auf den Alpen hoch und hehr
auf dem Lande, auf dem Meer
auf der Erde fernstem End´
das die deutsche Zunge nennt
stimmet alle im Verein
in das Lied der Lieder ein
Deutschland, Deutschland über alles
Deutschland weihet Herz und Hand
machtig wie Posaunen schall es
Heil dir, Heil mein Vaterland

Text: Müller von der Werra –
Musik: J. Ed. Schmölzer –

Anmerkung: Alldeutschland , das kommende Weltreich, erträumt mit Blut und Boden und heiliger Schlacht schon ein halbes Jahrhundert vor dem Massenmörder Adolf Hitler
in: Liederbuch für die Deutschen in Österreich (1884) —
„Was die Poesie Müller´s von der Werra (14. 11. 1823 – 26. April 1881) anbelangt, die sich in ihrer Hauptsache auf die Lyrik beschränkt, so muß man sich einerseits vor der Ueberschätzung seiner einem etwas wohlfeilen Turnerpatriotismus huldigenden Richtung hüten, wie andererseits vor Unterschätzung; denn die Masse, für deren festliche Gehobenheit der Dichter vorwiegend sorgte (für verschiedene deutsche Sängerfeste verfaßte er die Festgesänge), braucht solche poetische Waare, die sich zu ihr herabläßt, um erwärmt zu werden. ….Etwas wirklich Bedeutsames ist seiner Feder nicht entströmt.“ (in: Allgemeine Deutsche Biographie , 1885)