Der Metzger schickt den Jockel hinaus (Lothringen, 1928)

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Der Metzger schickt den Jockel hinaus
um´s Birelein zu schütteln
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt den Hündel hinaus
um den Jockel ja zu beißen
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt den Stecken hinaus
um´s Hündelein ja zu schlagen
Stecken schlagt den Hündel nit
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt das Feuer hinaus
den Stecken zu verbrennen
Feuer brennt den Stecken nit
Stecken schlagt den Hündel nit
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt das Wasser hinaus
ums Feuer ja zu löschen
Wasser löscht das Feuer nit
Feuer brennt den Stecken nit
Stecken schlagt den Hündel nit
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt den Öchsel hinaus
um´s  Wasser ja zu saufen
Öchsel sauft das Wasser nit
Wasser löscht das Feuer nit
Feuer brennt den Stecken nit
Stecken schlagt den Hündel nit
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Der Metzger schickt das Messer hinaus
um den Öchsel zu erstechen
Messer stecht den Öchsel nit
Öchsel sauft das Wasser nit
Wasser löscht das Feuer nit
Feuer brennt den Stecken nit
Stecken schlagt den Hündel nit
Hündel beißt den Jockel nit
Und der Jockel wollt das Birelein schüttlen
´s Birelein wollt nit fallen

Text und Musik: Verfasser unbekannt-
Diese Version in Verklingende Weisen ( Volkslieder aus Lothringen , Band II , S. 289, 1928), ganz ähnlich schon 1827 in Der Kinder Lustfeld („Der Herr der will das Birnli schüttle“)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1928 : Zeitraum:
Orte:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Die Geschichte vom Herrn bzw. Meister, der den Jockel ausschickt, geht vermutlich zurück auf das etwa 2500 Jahre alte aramäische Lied „Chad Gadjâ„, das traditionellerweise zu Beginn des Pessach-Festes gesungen wird. Es gehört zu den Zählliedern, bei denen in jeder folgende Strophe das Vorhergesagte rückwärts wiederholt und am Schlusse das Ganze in umgekehrter Folge aufgezählt wird. Diese Zähllieder dienten auch zum Zeitvertreib und zur Gedächtnisübung. Das älteste ist das von den zwölf heiligen Zahlen.

Der deutsche Liederhort (1894) führt unter den Nummern 1743 – 1745 einige Variationen dazu an: da schickt der Herr den Jäger“, der Bauer den Jäckele und der Meischter den Jockele.

Man bediente sich der Zähllieder auch in den Rockenstuben, beim Flachsflechten und Spinnen, „um den Wetteifer anzuregen: in soviel Zeit, als zum Vortrage einer Reimzeile erforderlich ist, einen Faden abzuspinnen und diese nach jenen zu zählen. Geschickte Spinner bringen es dahin, die längste Strophe abzusingen und abzuspinnen, ehe eine andere mit Einem Faden und Einer Reimzeile oder mit einer kurzen Strophe fertig geworden“. (Meinert, Kuhländische Volkslieder S. 442)