Bronsewick, du leiwe Stadt
Vor vel dusenten Städten
Dei sau schöne Mumme hat
Da ik Worst kann freten! —
Mumme schmeckt noch mal sau fien
As Tokay und Mosler-Wien
Schlackworst füllt den Magen
Mumme fettet Nierentalg
Kann dei Winne ut den Balg,
As en Schnaps verjagen

Wenn ik knurre, kiefe, brumme
Schlepe mik met Sorgen
Ei so geft my gude Mumme
Bet tau’n lichten Morgen!
Mumme un en Stümpel Worst
Kann den Hunger un den Dorst
Ok dei Venus-Grillen
Kulk, Podal un Tähne-Pien
— Sup ik tain half Stöfken in
Ogenblicklich stillen.

Hinric mag dei Vöggel fangen
Drosseln, Artschen, Finken
Lopen met bei Liemen-Stangen
Ik will Mumme trinken!
Vor dei Schlackworst lat ik stahn
Sienen besten Uerhahn
Kann ik Worst geneiten
Seih ik my na nist mehr um
Lat darup fief Stöfken Mumm
Dör de Kehle gleiten

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1727 „Alter Humor“, ohne Melodie)

Im Jahre 1718 wurde zu Braunschweig auf dem fürstlichen Theater die Oper „Heinrich der Vogler“ aufgeführt, und von dem Schauspieler Rüdel, der in einer Hand eine Schlackwurst, in der andern ein Glas mit Mumme hielt, das beliebte Volkslied gesungen: „Bronsewick du leise Stadt“.

Mitgeteilt von F. Nauck (dem alten Landwehrmann zu Quedlinburg) in Nr. 20 der Speyerschen Zeitung. 24. Januar 1850. Erste Beilage: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen.

Anmerkungen zu "Bronsewick du leiwe Stadt"

Wort-Erklärungen:

  • 1,8 fettet – setzt an, bildet
  • 2, 8 Kolik. Podogra und Zahnschmerz
  • 2, 9 Stübchen (Maß für Flüssigkeit), wie Seidel, Töpfchen
  • 3, 3 Liemen (Leim), Stangen.
  • 3, 6 Uerhahn, Auerhahn.
  • 3, 7 geneiten, genießen.