Was nützet mir das Adelleben
Was hilfet mich der Fräuleinstand
Ich kann mich nicht der Lieb ergeben
Denn dieser Stand bricht Liebesband
Da wird mir oft mein Herz so schwer
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär
Tu ich einmal spazieren fahren
Da hütet mich die Madmoisel
Da seh ich viel verliebte Paare
Das Mädchen führt den Junggesell
Da wird mir oft das Herz so schwer
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär
Tu in die Assemblée ich gehen
Wo meine größte Freiheit ist
Da darf sich keiner unterstehen
Der mich gnädiges Fräulein küßt
Da wird mir oft das Herz so schwer
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär
Ich sollt fast alle Sprachen können
Im Tanzen sollt ich Meister sein
Damit man mich modest kann nennen
Man sperrt mich gar ins Kloster ein
Damit ich nichts vom Lieben hör
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär
Der Kopf wird alle Tag frisiert
Der Hals mit Perlen umbehängt
Die Brust mit Spitzen ausstaffiert
Der Leib erbärmlich eingeschränkt
Der Bauernstand gefällt mir mehr
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär
Jetzt will ich meinen Stand verändern
Und will auch eine Bäurin sein
ich will reisen in fremde Länder
Zu tilgen meine Liebespein
So wird auch mir mein Herz nicht schwer
Jetzt bin ich ja kein Fräulein mehr
Text und Musik: Verfasser unbekannt
„Aus einem 1769 geschriebenen Liederbuche Weltliche Lieder Besitz von Curt Mündel in Straßburg“
mit zwei weiteren Versionen (siehe unten) in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, Nr. 448)
"Ach wenn ich nur kein Fräulein wär" in diesen Liederbüchern
Ganz ähnlich, aufgeschrieben von Hoffmann von Fallersleben 1819 in Bonn. Abdruck in Birlingers Wunderhorn II (626). Hier endet jede Strophe mit „Ach dass ich nur kein Fräulein wär“ und die Strophenreihenfolge ist anders: 1, 5, 3, 2, 6 , Strophe 4 fehlt, dafür eine neue sechste Strophe, gleich nach dieser Strophe: „Jetzt will ich meinen Stand verändern … “ folgt:
Ein Bauernmädchen braucht nicht bitten
Sie ruft nur Hänschen komm zu mir
So kommt er gleich mit starken Schritten
Und legt ins Bettchen sich zu ihr
Meins aber bleibt beständig leer
Ach dass ich nur kein Fräulein wär
Eine dritte Lesart bringt ebenfalls aus mündlicher Überlieferung das mit der Überschrift „Hoffart will Zwang haben“ Wunderhorn II 1808 S 46. Die Anfangsstrophe heißt:
Du verdammtes Adelsleben
O du verdammter Fräuleinstand
Jetzt will ich mich der Lieb ergeben
Der Adel bricht mein Liebesband
Ach dacht ich oft bei mir so sehr
Ach wenn ich nur fein Fräulein wär…
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