Zehn kleinen Negerlein fiel’s einmal zu schmausen ein

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Zehn kleinen Negerlein
Fiel’s einmal zu schmausen ein
Der eine erstickte o armer Wicht
Da blieben nur noch neun

Neun kleine Negerlein
Hab n groß Geschrei gemacht
Der eine hat sich tot geheult
Da blieben nur noch acht

Acht kleine Negerlein
Sah n auf wo er geblieben
Der eine fuhr zum Himmel hinan
Da blieben nur noch sieben

Sieben kleine Negerlein
Hackten Holz perplex
Der eine hackt sich selber durch
Da blieben nur noch sechs

Sechs kleine Negerlein
Litten großen Schimpf
Den einen stach ne Biene tot
Da blieben nur noch fünf

Fünf kleine Negerlein
Gingen im Strandrevier
Ein Walfisch schnappte einen weg
Da blieben nur noch vier

Vier kleine Negerlein
übten Kletterei
Der eine brach sich das Genick
Da blieben nur noch drei

Drei kleine Negerlein
Gingen zur Manege rein
Ein großer Bär drückt einen tot
Da blieben nur noch zwei

Zwei kleine Negerlein
Saßen im Sonnenschein
Der eine schrumpfte und zerfloß
Der letzte blieb allein

Ein kleines Negerlein
Ließ alles stehn und gehn
Er nahm sich eine Negerfrau
Und ward nicht mehr gesehn

Text: Heinrich Baumann, sehr dicht an der englischen Fassung!
Musik: auf „Ten little Niggers“ aus Großbritannien, dessen Vorlage war wiederum Ten little Indians
in: Londinismen – Slang und Cant (Heinrich Baumann, 1887, S. 207, unter „ten“)

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Liederzeit: vor 1887 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

„Zehn kleine Negerlein“ ist als Lied seit 1885 in Deutschland bekannt und seine rassistische Herkunft ist offensichtlich. Zudem fiel der deutsche Erstdruck zeitlich genau zusammen mit der Berliner Kongo-Konferenz, bei der die europäischen Mächte den Westen des afrikanischen Kontinents in  „Kolonien“ aufteilten, um die Menschen dort zu versklaven und Ihnen die Bodenschätze zu rauben.

Das Lied selbst geht zurück auf ein rassistisches Lied von Septimus Winner. 1868, wenige Jahre nach dem Ende des amerikanischer Bürgerkriegs und der Indianerkriege, veröffentliche der bekannte amerikanische Song-Schreiber „Ten little Injuns“ (Slang, abwertend: für Indianer.)

Als „Ten little Niggers“ (möglicherweise ist die Neufassung von Frank J. Green) wurde das Lied 1869 zum Standardrepertoire von Minstrel Shows, in denen Weiße mit dunkel bemaltem Gesicht „Neger“ verspotteten. Über die christlich-fundamentalistischen „Christy’s Minstrels“ kamen die „Ten Little Niggers“ nach Großbritannien.

Über Kinderbücher fand das Lied dann europaweite Verbreitung. „Zehn kleine Negerlein“ wurde dabei über mehr als 100 Jahre weltweit gedruckt; es erschien in mindestens 345 Editionen in 16 Ländern; nach der Zahl der Editionen am stärksten verbreitet in GB (104), Deutschland (96), USA (54) und den Niederlanden (50). In Deutschland handelt es sich um das verbreitetste jemals gedruckte Kinderbuch. Die erste deutschsprachige Fassung steht in „Aus Kamerun“, Text von dem Hamburger Redakteur J. F. Benary.