Wohl auf mit reichem Schalle (Buchdrucker-Orden)

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Wohl auf mit reichem Schalle (Buchdrucker-Orden)

Wol auf mit reichem Schalle!
Ich weiß mir ein Gsellschaft gut
Liebt mir vor andern allen
Sie trägt ein freien Muth
Sie hat ein kleine Sorge
Wol um das römisch Reich
Es sterb heut oder morgen
So gibts ihn Alles, Alles gleich.

Der Papierer sprach behende:
„So frischlich zu der Fahrt!
Mir kleben so sehr die Hände
wohl von dem Leimen zart,
Daß ich jetzt hab getrieben
Auf das Papier so gut:
Wohlauf, ihr Drucker alle
wollen haben ein freien Mut

Der Drucker sprach behende:
„Ich will mit auf die Fahrt!
Mir schwitzen so die Lenden
Ich hab gezogen so hart
Ich muß jetzt wahrlich trinken
Sunst kann ich drucken nit.“
Der Setzer tat ihm winken:
„Ich geh gewißlich mit!“

„Mein Form die klebt so harte
Macht: Sie ist nit genetzt
Drum ich der Gsellschaft warte
Die’s tapfer hineinsetzt.“
„So will ich“, sprach der Gießer
„Allein nit bleiben hie;
Mein Zeug das will nit fließen
Ich hab getrunken nie.“

„Soll ich Gesellschaft meiden“
Sprach der Formenschneider drauf
Hör ich jetzt auf zu schneiden,
Wenn ich auch gerne sauf
Und ’spar nit dran mein Rachen
Tragt ihr nur auf mit Schall
Will trinken, daß es soll krachen
Gott geb, wers G’log bezahl!“

„So will ich so sehr zechen
Als euer Keiner nicht.«
That der Correktor sprechen
„Wenn ihr habt so naß G’sicht:
Wenn ich ein‘ thu anblicken
So dürstet mich so sehr.
Daß ich wol möcht ersticken
Wenn nichts zu trinken war.“

Da sprachen die Buchbinder kecke
Aus frischem freien Mut;
„Buchbinden will uns nit schmecken,
Wir wissen ein Wirthin gut,
Sie bringt uns Hühner und Fische,
Darzu den kühlen Wein,
Und sitzt zu uns am Tische
Und schenkt uns tapfer ein.“

Wir wollen trauren lassen
Der Lust zu trauren hat
Uns kleiner Trünklein maßen
Es sei früh oder spat
Haben wir nit allzeit Pfennig
So achten wirs gering:
Wir haben ihr viel oder wenig
So seind wir guter Ding.

Wir müssen allzeit netzen
Welchs unser Orden hält;
Im Drucken und im Setzen
Netzt man, daß nichts umfällt
Drum soll sichs Niemand wundern
Daß wir uns halten naß
Der Orden hält besunder
Zechen ohn Unterlaß.

Und der uns dieses Liedlein g’macht
Der gönnt den Druckern Guts
Er wünscht allen ein gute Nacht
Er ist so gern guts Muths;
Ist ihm etwan mißlungen
So komm ihm Glück zu Rath
Das hat Jörg Busch gesungen
Zu Nürnberg in der Stadt.

Text Und Musik: Verfasser unbekannt, um 1550
bei Rotenbucher: Bergkreyen 1551, Nr. 23. Text: Ambraser Liederbuch, 1582, Nr. 256. Text auch bei Uhland Nr 256. Altdeutsches Liederbuch S. 456. Taktierung der Melodie von Böhme.
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1628)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1551 : Zeitraum:
Orte: