Wenn Bürger sich und Bauer zu frischer Tat erhebt

Das „Hanauer Lied“

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Wenn Bürger sich und Bauer
Zu frischer Tat erhebt,
Dann muß die Knechtschaft enden,
Dann hat sie ausgelebt!
Voran ihr Söhne Hanaus!
Wir andern folgen schon.
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation.

Die alten Säulen wanken!
Wenn wir jetzt einig sind
Und uns nicht selber zanken
Stürzt sie der nächste Wind.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Wir andern folgen schon.
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Bald hegt in Deutschlands Gauen
Der Bürger selbst Gericht.
Dem Spruch darf man vertrauen,
Den uns kein Mietling spricht.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Das Recht ist unser Lohn.
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Schon greift mit starken Händen
Zur Waffe jedermann;
Den wird nie Knechtschaft schänden
Der selbst sich schützen kann.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Dem Schwächling gebt Pardon!
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Die Großen und die Frommen
Verschlossen uns den Mund;
Doch unsre Worte kommen
So recht vom Herzensgrund.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Zu sprechen frei am Thron!
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Die Räte unsrer Fürsten
Solln fleißig danach sehn
Daß wir nicht hungern, dürsten
Und jedem Antwort stehn.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Wir brauchen nur zu droh’n.
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Es flammen alle Herzen
Für Freiheit hell und rein!
Der Polen heil’ge Schmerzen
Zu uns um Hilfe schrei’n.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Bald ist der Feind entfloh’n.
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Der kleine Dänenkönig
Greift frech nach deutschem Land.
Wir schlagen ihn ein wenig
Auf seine plumpe Hand.
Voran ihr Söhne Hanaus!
Dem Dänen Spott und Hohn!
Ihr seid die Sensenträger
Der deutschen Nation!

Text: Verfasser unbekannt – 1848
Musik: „Hallo! Zum wilden Jagen
Zieglersche Chronik

Liederthema:
Liederzeit: vor 1848 : Zeitraum:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

1802 schrieb Novalis ein innig-gläubiges Gedicht auf  Jesus, der so viel am Kreuz erlitten hat und dessen Leiden dennoch ganz in Vergessen gerieten. Zehn Jahre darauf nahm Max von Schenkendorf dieses Gedicht als Inspiration und verfasste während der Befreiungskriege gegen das Frankreich Napoleons ein Lied auf den „Turnvater Jahn“ (Erneuter Schwur, an den Jahn, von wegen des heiligen teutschen Reiches), das dann vielfach nachgedichtet und im Liederbuch der SS in der Zeit des Nationalsozialismus gleich nach dem Horst-Wessel-Lied stand. Als Melodie verwendete Schenkendorf die des französischen Liedes „Pour aller à la chasse, il faut être matinal“ („Frisch auf zum fröhlichen Jagen“).

Auf auf zum fröhlichen Jagen (Hancke)

Dieses heute noch bekannte Jagdlied wurde erstmals 1723 als „Auf auf auf auf zum Jagen“ von Gottfried Benjamin Hancke ins Deutsche übertragen. Die „schmissige“ Melodie ist vielfach mit neuen Texten versehen worden, so z. B. 1742 von Christian Friedrich Henrici (genannt Picander) und Johann Sebastian Bach in der Bauernkantate (Mer hahn en neue Oberkeet, Aria 16 „Es nehme zehntausend Dukaten…“) und in den Befreiungskriegen um 1813 von Friedrich de la Motte Fouqué, der die erste Zeile in „Frisch auf zum fröhlichen Jagen“ änderte. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde vor allem diese militärische Fassung vielfach gedruckt.

Goethes „Bundeslied“ von 1775 wurde – neben späteren Vertonungen – auch auf diese Melodie gesungen, eventuell schrieb Goethe den Text bereits auf „Pour aller à la chasse“? Besonders populär wurden die Neutextungen durch Max von Schenkendorf  „Erhebt euch von der Erde“ (1813) und „Wenn alle untreu werden“ (1814) aus den Befreiungskriegen.