Von früh bis abends tönt ein Wort durchs Radwerk der Fabrik,
es ist des Webers täglich Lied – Maschinenklangmusik…
Doch nicht, daß sie sein Herz erfreut, sein Dasein still verschönt! –
es ist ein Klang so bitterweh, der noch im Schmerze höhnt.

Die Schützen jagen hin und her, das Fach geht auf und zu,
und jeden Schutz beachtet stumm der Weber ohne Ruh.
Sein Auge irrt umher voll Rast – und voller Fleiß durchglüht
beherrschen seine Hände flink Geschirr, Einschlag und Riet.

Der Kette Faden reißen weg, oft geht der Schutz entzwei,
so bleibt von früh bis Abends spät des Tageseinerlei.
Die Stunden fliehn nur träg dahin, langsam die Stuhluhr dreht,
und jeder Schuß, der eingebüßt, den Hunger noch erhöht.

So Jahr um Jahr macht das gar schnell die Nerven müd’ und schwach,
zum Grabe wankt der Arbeitsmensch, wenn er auch lebt – gemach.
Es erbt sich dieses gleiche Lied wie eine Krankheit fort,
Die Arbeit sollte Freude sein – hier ist sie Sterbensort…

Die Arbeit könnte Quelle sein voll ew´gem Lebenssinn,
so aber bringt dem Kapital sie nur den Goldgewinn.
Doch daß die Arbeit Freude wird, ist unserer Sehnsucht Licht;
deshalb ist Kampf um Besserung den Werktätigen Pflicht.

Der Textilarbeiter, Nummer 8, 1928, von Erich Fabian

Liederthema:
Liederzeit: vor 1928 : Zeitraum:
Schlagwort: