War einmal ein Turnerknab

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War einmal ein Turnerknab
wandt sich von der Heimat ab
zog wohl in die Ferne
ging fürbaß im Wanderschritt
nahm auch seine Turnschuh mit
turnte doch so gerne

Leichten Muts zog er hinaus
brach sich manchen Blumenstrauß
grüßt manch hübsches Mädchen
turnt als Gast im Turnverein
und zog fröhlich singend ein
wohl in manches Städtchen

Also kam er frisch und keck
einst an einen schönen Fleck
wo im Lindenschatten
freundlich hell ein Wirtshaus blinkt
und vom Schild die Inschrift winkt
„Lindenwirtin“, dem Matten

Sieh, da grüßt schon von der Schwell´
Lindenwirtin dem Gesell
„Komm herein und trinke
goldenklar ist heut mein Wein
doppelt reichlich schenk ich ein
Komm, o Turner, trinke!“

Turnerknabe hört die Mähr
trocken war die Kehle sehr
hat doch keinen Heller
Möcht gern trinken kühlen Wein
und der Wirtin Liebster sein
doch kein Zechepreller

Drum zur Wirtin sprach er fein
„Laß dein freundlich Winken sein
hab´s ja längst vernommen
schenkst nur Wein dem Turnersmann
wenn er gut bezahlen kann!“
und ist schnell entkommen

Draus ein jeder Turnersmann
sich die Lehr´ entnehmen kann
„Pump nicht in der Linde
selbst dem lieblichen Gesicht
ihrer Wirtin traue nicht
sondern flieh geschwinde!“

Text: Richard Öthe, Umdichtung von „Keinen Tropfen mehr im Becher
Musik: auf die Melodie „Keinen Tropfen mehr im Becher
u. a. in: Der Turner (illustrierte Zeitschrift für das Vereinsturnen, 1888) —  Der freie Turner (1913)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1888 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Keinen Tropfen im Becher mehr“ bzw „Die Lindenwirtin“ ist ein Gedicht von Rudolf Baumbach von 1876, dass in der Vertonung von Franz Abt (1878) zu grosser Popularität im Deutschen Kaiserreich gelangte.
Es gibt zahlreiche Nachdichtungen. Noch 1935 wird das Lied in dem Film „Alle Tage ist kein Sonntag“ von einer Feiergesellschaft schunkelnd gesungen.