Nun will ich aber heben an vom Tanhäuser (1614)

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Nun will ich aber heben an
vom Tanhäuser wollen wir singen
und was er Wunders hat getan
mit Frau Venussinnen

Der Tanhäuser war ein Ritter gut
er wollt groß Wunder schauen
da zog er in Frau Venus Berg
zu andern schönen Frauen

Herr Tanhäuser ihr seid mir lieb
daran sollt ihr gedenken
ihr habt mir einen Eid geschworn
ihr wollt nicht von mir wenken

Frau Venus ich habs nicht gethan
ich will das widersprechen
wann Niemand spricht das mehr dann ihr
Gott helf mir zu dem Rechten

Herr Tanhäuser wie sagt ihr mir
ihr sollet bei uns bleiben
ich geb euch meiner Gespielen ein
zu einem ehelichen Weibe

Nehme ich dann ein ander Weib
als ich hab in meinem Sinne
so muß ich in der Höllen Glut
da ewiglich verbrinnen

Du sagst mir viel von der Höllen Glut
du hast es doch nicht befunden
gedenk an meinen rothen Mund
der lacht zu allen Stunden

Was hilft mir euer rother Mund
er ist mir gar unmähre
nun gieb mir Urlaub Frau Venus zart
durch aller Frauen Ehre

HerrTanhäuser wollt ihr Urlaub han
ich will euch keinen geben
Nun bleibet edler Tanhäuser zart
und frischet (fristet) euer Leben

Mein Leben das ist worden krank
ich kann nicht länger bleiben
nun gebt mir Urlaub Fraue zart
von eurem stolzen Leibe

Herr Tanhäuser nicht sprecht also
ihr seid nicht wol bei Sinnen
nun laßt uns in ein Kammer gahn
und spielen der heimlichen Minnen

Euer Minne ist mir worden leid
ich hab in meinem Sinne
o Venus edle Jungfrau zart
ihr seid ein Teufelinne

Tanhäuser wie sprecht ihr also
Besteht ihr mich zu schelten
sollt ihr noch länger bei uns sein
des Worts müßt ihr entgelten

Tanhäuser wollt ihr Urlaub han
nehmt Urlaub von den Greisen
und wo ihr in dem Land umfahrt
mein Lob das sollt ihr preisen

Der Tanhäuser zog wieder aus dem Berg
in Jammer und in Reuen
ich will gen Rom wohl in die Stadt
All auf den Bapst vertrauen

Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn
Gott muß es immer walten
zu einem Bapst der heißt Urban
ob er mich wollt behalten

Herr Bapst geistlicher Vater mein
ich klag euch meine Sünde
die ich mein Tag begangen hab
als ich euch will verkünden

Ich bin gewest ein ganzes Jahr
bei Venus einer Frauen
nun will ich Beicht und Buß empfahn
ob ich möcht Gott anschauen

Der Bapst hätt einen Stecken weiß
der ward vom dürren Zweige
Wann dieser Stecken Blätter trägt
so seind dir dein Sünd verziehen

Sollt ich leben nicht mehr dann ein Jahr
ein Jahr auf dieser Erden
so wollt ich Reu und Buß empfahn
und Gottes Gnad erwerben

Da zog er wieder aus der Stadt
in Jammer und in Leiden
Maria Mutter reine Magd
muß ich mich von dir scheiden

So zieh ich wieder in den Berg
ewiglich und ohn Ende
zu Venus meiner Frauen zart
wo mich Gott will hin senden

Seid willkommen Tanhäuser gut
ich hab euch lang entboren
seid willkommen mein liebster Herr
und Held mein Auserkoren

Darnach wohl auf den dritten Tag
der Stecken hub an zu grünen
da sandt man Boten in alle Land
wohin der Tanhäuser wär kommen

Da ward er wieder in den Berg
darinnen sollt er nun bleiben
so lang bis an den jüngsten Tag
wo ihn Gott will hinweisen

Das soll nimmer kein Priester tun
dem Menschen Mißtrost geben
will er dann Buß und Reu empfahn
sein Sünd seind ihm vergeben

in: Heinrich Kornmann : Mons Veneris – Frau Veneris Berg —
Gedruckt zu Frankfurt am Main 16l4 , S. 127-132

in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 27b)

Der Minnesänger und Spruchdichter Tannhäuser (mittelhochdeutsch Tanhûser lebte im 13. Jahrhundert; historisch datierbare Hinweise in seiner Lyrik weisen auf die Jahre zwischen 1245 und 1265. (Wikipedia)  Tannhäusersage etwa ab 1430.

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