Mit jammervollem Blicke,
Von tausend Sorgen schwer,
Hink‘ ich an meiner Krücke
In weiter Welt umher
Gott weiß, hab viel gelitten,
Ich hab‘ so manchen Kampf
In mancher Schlacht gestritten,
Gehüllt in Pulverdampf.
Sah manchen Kameraden
An meiner Seite tot
Und mußt´ im Blute waten
Wenn es mein Herr gebot
Mir drohten oft Geschütze
Den fürchterlichsten Tod
Oft trank ich aus der Pfütze
Oft aß ich schimmlicht Brot
Ich stand in Sturm und Regen
In grauser Mitternacht
Bei Blitz und Donnerschlägen,
Oft einsam auf der Wacht
Und nun nach mancher Schonung,
Noch fern von meinem Grab
Empfang ich die Belohnung –
Mit diesem Bettelstab
Bedeckt mit dreizehn Wunden
An meine Krück gelehnt
Hab ich in manchen Stunden
Mich nach dem Tod gesehnt
Ich bettle vor den Türen,
Ich armer lahmer Mann
Doch ach! wen kann ich rühren?
Wer nimmt sich meiner an?
War einst ein braver Krieger,
Sang manch Soldatenlied
Im Reihen froher Sieger
Nun bin ich Invalid
Ihr Söhne, bei der Krücke
An der mein Leib sich beugt
Bei diesem Tränenblicke,
Der sich zum Grabe neigt
Beschwör ich euch – ihr Söhne!
O flieht der Trommel Ton
Und Kriegstrommetentöne!
Sonst kriegt ihr meinen Lohn
Text und Musik: Christian Friedrich Daniel Schubart (1781)
etwas anders in Deutscher Liederhort (1893, Nr. 1406 „Der Invalid“)
Geschrieben während der zehnjährigen Kerkerhaft von Christian Friedrich Daniel Schubart in der Festung Hohenasperg, wo er wegen seines Kampfes gegen den schamlosen Soldatenhandel der deutschen Fürsten gefangen war. Das Gedicht wurde zigfach mündlich überliefert nachgewiesen, Steinitz führt eine Version H aus der mündlich Überlieferung an, die die Zeilen „Der Reiche kann sich helfen / der Arme muss ins Feld“ aus einem anderen oppositionellen Soldatenlied zitiert. Wo soll ich mich hinwenden.