Liederlexikon: Holderbusch

| 1890

„Bedeutsam und für das hohe Alter der unter „Ringel Rangel Rose“ vorgeführten Reigentexte ist der Ausdruck „Hollerbusch“ oder „Holderbusch“, der fast in allen aus verschiedenen Landesteilen gesammelten Reimen  vorkommt und offenbar an Frau Holda (Frau Holle)d.h. die Göttin Freia erinnert, welche das Hauswesen und besonders das Spinngeschäft überwachte und darum zur Zeit der Wintersonnenwende (Weihnachtszeit) umherzog, die Spinnenden zu beobachten und zu belohnen.

Nach dem Volksmärchen Frau Holle schüttel sie ihre „Bettfedern“, wenn es schneit. Nicht ohne Zusammenhang wird darum beim Holderbuschbesteigen im vogtländischen Texte auch das Schneien mit erwähnt.

Der so vielfach erwähnte Holderbusch ist aber nicht etwa der Holunderstrauch, sondern nach Dr. Mannhardts Mythenforschung „Holda´s Busch“, d.h. das wirre Lockenhaar der in den Herzen der Menschen Sturm anregenden Holda, wie man in Hesse vom “ Hollerzopf “ spricht. Feija = Holda , die mütterlich gedachte deutsche Liebesgöttin, welche in ihrem auf Wassersgrunde (in einem Brunnen) befindlichen, blumendurchduftenden und sonnigen Gärten weilt, ist die Hüterin der Ungeborenen. 7

Die Seelchen sind schon bei ihr in Blütenkelchen und auf Blütchen geborgen, bis sie, ins irdische Leben gerufen, zur Welt kommen. Damit hängt auch der Ausdruck zusammen, daß die Kinder aus dem Hollebaum (nicht hohler Baum ) oder aus dem Kindleinsbrunnen kommen.   (nach: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1895)