In das ewige Dunkel nieder steigt der Knappe

Start » Arbeit und Berufe » Bergmannslieder »

In das ew´ge Dunkel nieder
steigt der Knappe, der Gebieter
einer unterird´schen Welt
Er, der stillen Nacht Gefährte
atmet tief im Schoß der Erde
den kein Himmelslicht erhellt
Neu erzeugt mit jedem Morgen
geht die Sonne ihren Lauf
Ungestört ertönt der Berge
uralt Zauberwort: „Glück auf!“

Da umschwebt uns heil´ges Schweigen
und aus blauen Flammen steigen
Geister in die grause Nacht
Doch ihr eignes Tun verschwindet
fester sind sie uns verbündet
bauen uns den düstern Schacht.
Nimmer können sie uns zwingen
und sie hält ein ew´ger Bann
Wir bekämpfen alle Mächte
durch der Mutter Talisman

Auch die lieblichen Najaden
die im reinen Quell sich baden
stürzen hilfreich in die Gruft
Mit den zauberischen Händen
das gewalt´ge Rad zu wenden
und es rauscht in ferner Kluft
Selbst Vulkan, der Eisenbänd´ger
reicht uns seine Götterhand
und durch seines Armes Stärke
zwingen wir das Mutterland

Auch mit Proserpinens Gatten
mit dem schwarzen Fürst der Schatten
flechten wir den ew´gen Bund
Und er läßt auf schwankem Steige
eingehn uns in seine Reiche
In des Todes grausen Schlund
Doch der Weg ist uns geöffnet
wieder auf zum goldnen Licht
und wir steigen aus der Tiefe
denn der Gott behält uns nicht

Durch des Stollen weite Länge
durch das Labyrinth der Gänge
wandern wir den sichern Weg
Über nie erforschte Gründe
über dunkle Höllenschlünde
leitet schwankend uns der Steg
Ohne Grauen, ohne Zaudern
dringen wir in´s düstre Reich
führen auf metallne Wände
jauchzend den gewalt´gen Streich

Unter unsers Hammers Schlägen
quillt der Erde reicher Segen
aus der Felsenkluft hervor
was wir in dem Schacht gewonnen
steigt zum reinen Glanz der Sonnen
zu des Tages Licht empor
Herrlich lohnt sich unser Streben
bringet eine goldne Welt
und des Demants Pracht zu Tage
die in finstrer Tiefe schwellt.

In der Erde dunklem Schoße
blühen uns die schönsten Lose
strahlet uns ein göttlich Licht
Einst durch düstre Felsenspalten
wird es seinen Sitz entfalten
aber wir erblinden nicht
Wie wir treu der Mutter bleiben
lebend in dem düstern Schacht
Hüllt uns in der Mutter Schleier
einst die ewig lange Nacht

Text: Theodor Körner
in Bergmännisches Liederbuch (1956)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1813 : Zeitraum: