Ich kann nicht allzeit traurig sein

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Ich kann nicht allzeit traurig sein
Wenns mir so übel geht
Drum laß ich den lieben Gott walten
Der Alles am besten versteht

Wie hübsch ist eine Rose
Wenn sie am Stengel noch steht
So hübsch ist auch eine Jungfer
Wenn sie ein Kränzlein trägt

Wie listig ist ein Schwalbe
Wenn sie am Teich rumfliegt
So listig ist auch ein Junggesell
Wenn er ein jung Mädchen betrügt

Und hat er sie betrogen
Auf fremder Straß läßt er sie stehn
So gedenkt sie in ihrem Herzen:
Wo soll ich denn jetzt hingehn?

Zieh ich in fremde Länder
Wer nimmt sich meiner an?
Ich darf mich ja nicht rühmen.
Dass ich noch Eltern Hab

Ach hätte mich meine Mutter
Im ersten Bade ersäuft
Oder mich mit einem Steine
Ins tiefste Meer versenkt!

Viel lieber wär ich gestorben
Als ein unschuldig Blut
Dass ich nie hätt erfahren
Was falsche Liebe tut!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus dem Nassauischen 1880— 1890 durch E. Wolfram
daher in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 714c, „Reue eines gefallenen Mädchens“. Die erste Strophe steht im Liederhort am Schluß, um den Anfang den anderen Versionen von Nr. 714 anzugleichen.)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1880 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Dieses Lied ist so voller Moral, Selbstvorwürfen und Selbstbezichtigung, dass man fragen muss, ob das Lied nicht in Erziehungsanstalten für „gefallene“ Mädchen entstanden ist. „Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden, zunächst in den protestantischen Gebieten und ab dem 19. Jahrhundert in ganz Deutschland, Rettungshäuser gegründet. Neben der reinen Versorgung wurde auf die Erziehung verwaister und verwahrloster Kinder und Jugendlichen… geachtet.“(Wikipedia)