Gelobet seist du Jesu Christ

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Gelobet seist du Jesu Christ

Gelobet seist du, Jesu Christ,
Daß du Mensch geboren bist.
Von einer Jungfrau, das ist wahr;
Des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieleis!

Des ew’gen Vaters einzig Kind
Jetzt man in der Krippen findt,
In unser armes Fleisch und Blut
Verkleidet sich das ew’ge Gut.
Kyrieleis!

Den aller Welt Kreis nie beschloß,
Der liegt in Marien Schoß;
Er ist ein Kindlein worden klein,
Der alle Ding‘ erhält allein.
Kyrieleis!

Das ew’ge Licht geht da herein,
Gibt der Welt ein’n neuen Schein;
Es leucht’t wohl mitten in der Nacht
Und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrieleis!

Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
Ein Gast in der Welt hier ward,
Und führt uns aus dem Jammertal,
Er macht uns Erben in sein’m Saal.
Kyrieleis!

Er ist auf Erden kommen arm,
Daß er unser sich erbarm‘,
Uns in dem Himmel mache reich
Und seinen lieben Engeln gleich.
Kyrieleis.

Das hat er alles uns getan,
Sein‘ groß‘ Lieb‘ zu zeigen an.
Des freu‘ sich alle Christenheit
Und dank‘ ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis!

Text und Musik: Die erste Strophe schon von 1370, Verfasser unbekannt. Die Melodie aus Walters Gesangbuch von 1524. Alle anderen Strophen von Martin Luther – 1524
Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1919 „Lobgesang auf Weihnacht“)
u.a. in Deutsche Weihnachtslieder (1937)Macht hoch die Tür (1951) —

Liederthema:
Liederzeit: vor 1524 : Zeitraum:
Schlagwort:

Zweite Melodie zu "Gelobet seist du Jesu Christ"

Zweite Melodie zu Gelobet seist du Jesu Christ
Noten in anderer Lesart

Anmerkungen zu "Gelobet seist du Jesu Christ"

Alter Weihnachtsgesang, vor der Reformationszeit schon gekannt, welcher ursprünglich nur aus dieser einen Strophe bestand. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts mögen von katholischer Seite noch andere fünf Strophen dazu gedichtet worden sein, wie sie bei Wehe 1537, Fol. 29 und daraus bei Leisentritt 1567. I. Fol. 18 stehen (Abdruck Hoffmann, Geschichte des Kirchenliedes Nr. 87). Dr. Luther dichtete auch sechs Strophen zu dieser Urstrophe, und sein Lied mit sieben Strophen und der alten Melodie, die mit der bei Wehe übereinstimmt, finden wir 1624 in Walther’s Gesangbuch. zuerst gedruckt (Abdruck WK. III. 1109).

Noch älter soll nach Wackernagel (Bibliogr. 57) ein Einzeldruck zu Wittenberg mit Luther’s Text und Melodie sein, den Wackernagel ins Jahr 1524 setzt. Den vorreformatorischen Ursprung dieses Liedes bezeugen folgende zwei urkundliche Stellen:

a) In der Schweriner Kirchenordnung (Ordinarium inclitae ecclesisae Sverinensis), Rostock 1519, wird dies Lied angeführt. Dort wird im Officium zum Weihnachtsfeste <(In die Navitatis) über die nähern Umstände berichtet, unter denen es beim Gottesdienste eingereiht wurde. Nachdem der Chor die Weihnachtssequenz Grates  nunc omnes (Danksagen wir alle) gesungen, zeigt der Priester dem Volke das Allerheiligste und das Volk stimmt zur Anbetung der Hostie den Volksgesang „Gelobet seist du Jesu Christ“ dreimal an. […] Man sieht daraus, daß es 1519 schon ein alter Brauch war, das genannte deutsche Lied zum Weihnachtsfest zu singen. —

b) Das bestätigt auch eine ähnliche Bemerkung in G. Witzel’s Psaltes ecclesiasticus. Mainz 1550. Fol, 55, wo er von den Gesängen am Festtage der fröhlichen Geburt redet, sagt er: „Sonderlich wird an diesem sehr grossen Fest der kurze Sequenz gesungen, Grates genannt, und darauf unsere Alten sungen :

Gelobet seystu, Jesu Christ,
Das du Mensch geboren bist
von einer Jungfrawen, das ist war
des frewet sich aller Engel schar
Kyrie eleison.