Es liegt ein Schloß in Österreich (1924)

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Es liegt ein Schloß in Österreich
Das ist gar wohl erbauet
Von Silber und von rotem Gold
Mit Marmorstein gemauert

Darinnen liegt ein junger Knab
Auf seinen Hals gefangen
Wohl vierzig Klafter unter der Erd
Bei Ottern und bei Schlangen.

Sei Vater kam von Rosenberg
wohl vor den Turm gegangen
Ach Sohne. liebster Sohne mein
wie hart liegst du gefangen

Sei Vater zu den Herren ging
sprach: Gebt mir los den Gefangnen
Dreihundert Gulden, die will ich euch
wohl für den Knaben geben

Dreihundert Gulden, die helfen nicht
der Knabe der muß sterben
Er trägt von Gold eine Kette am Hals
die bringt ihn um sein Leben

Sei Vater beim Gerichte stund
sein Herz wollt ihm zerbrechen
Ach Sohne, liebster Sohne mein
den Tod will ich schon rächen

Es ist nicht um das Leben mein
noch um mein´ stolzen Leibe
es ist um mein Frau Mutter daheim
die weinet also sehre

Wer hat uns denn dies Lied gebracht
gesungen auch zugleiche?
Das haben getan drei Jungfräulein
Zu Wien in Österreiche.

Diese Version in Alpenrose (1924) dort angegeben Text: vor 1843 ( Erk ) und Melodie vor 1606 –

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Parodien, Versionen und Variationen:

„Es liegt ein Schloß in Österreich“ ist ein Volkslied aus dem 16, Jahrhundert, das von einem gefangenen jungen Mann erzählt, der am Galgen sterben muß. Sein Vater bitten den „Herren“ um Gnade, der sich aber nicht erweichen lässt. „Sein Vater kam von Rosenberg wohl vor den Thurm gegangen…“.  Rosenberg bezeichnet nach Erk wahrscheinlich das in Böhmen an der Mulde unfern der österreichischen Grenze gelegene Städtchen dieses Namens.

Der Sohn wird gehängt, weil er eine goldene Kette gestohlen haben soll, die ihm aber eine junge Frau aus Liebe geschenkt hat. „Trägt er von Gold eine Kett am Hals / die hat er nicht gestohlen / hats ihm ein zart Jungfräulein verehrt..“

Alles Bitten nützt jedoch nichts, der „Herr“ gewährt keine Gnade. “ Sein Vater beim Gerichte stund / sein Herz wollt ihm zerbrechen / Ach Sohne liebster Sohne mein / dein Tod will ich schon rächen.“ Der Sohn aber bittet seinen Vater, ihn nicht zu rächen, um seiner Mutter willen.

Bemerkenswert ist, dass die schlesischen Weber in ihrem Kampf um besseren Lohn, mehr als 200 Jahre später dieses Lied aufgreifen, um darauf in Peterswaldau  ihr „Hier im Ort ist ein Gericht (Das Blutgericht)“ zu singen. Peterswaldau und Rosenberg liegen etwa 110 Kilometer auseinander. Womöglich  ist also diese Geschichte vom „Schloß in Österreich“ als Geschichte von Unterdrückung und Ohnmacht und dem Kampf gegen den „Herren“ bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedächtnis der Bevölkerung geblieben.  Veröffentlicht hat das Lied zuerst Hoffmann von Fallersleben in ”Schlesische Volkslieder”.

Denkbar wäre daher auch, dass das Lied durch die Veröffentlichung neu bekannt wurde. Das Lied stammt aus dem 16. Jahrhundert, die erste hier wieder gegebene Melodie wurde 1842 von Ludwig Erk notiert, die zweite Melodie stammt aus Wimpfen und wurde 1909 aufgeschrieben.

"Es liegt ein Schloß in Österreich (1924)" wird auf diese Melodie gesungen:

Melodie zu Es liegt ein Schloß in Österreich (1924)