Der Wald hat sich belaubet (Raubritter)

Anweisung zum Raubritterberuf (vor 1450)

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Der Wald hat sich belaubet
Des freuet sich min Mut
Nu hüt sich mancher Bure
Der wähnt er sei behut
Das schafft des argen Winters Zorn
Der hat mich beraubet
Das klag ich hüt und morn

Wiltu dich ernähren
Du junger Edelmann
Folg du meiner Lehre
Sitz uf und drab zum Ban
Halt dich zu dem grünen Wald
Wann der Bur ins Holz fährt
So renn ihn frischlich an

Derwüsch ihn bei dem Kragen
Erfreu das Herze bin.
Nimm ihm, was er habe
Spann us die Pferdelin sin
Bis frisch und darzu unverzagt
Wann er nummen Pfenning hat
So rüß ihm d‘ Gurgel ab

Heb dich bald von dannen.
Bewahr din Lib, din Gut
Dass du nit werdest zu Schannen
Halt dich in steter Hut
Der Buren Haß ist also groß
wenn der Bur zum Danze gat
So dunkt er sich Fürstengenoß

Er nimmt die Metzen bi der Hand,
Di gibt ihm einen Kranz
Er ist der Metzen eben
Derselbe Fererswanz;
Die Dörpel dreppeln hinten nach.
Daß ist der Metzen eben
Und dem Conzen auch.

Ich weiß ein richen Buren
Uf den han ichs gericht
Ich will ein Wile luren
Wie mir darumb geschicht
Er hilft mir wol aus aller Not
Gott grüß dich, schöns Jungfrewelin
Gott grüß dich, Mundelin rot!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus einer Papier-Handschrift des 15. Jahrhunderts (c. 1430) bei Fichard, Frankfurt, Archiv III, 280. Daher Uhland 134 und Kurz, Litt. Gesch. I. Das Gedicht mag aus Süddeutschland (Franken, Pfalz) stammen. Die Versform ist die des Schüttersamenliedes.

Die damals unter dem Adel herrschende Gesinnung ist in diesem Weglagererlied mit schaudererregender Wahrheit ausgesprochen. Dass übrigens nicht bloß arme Ritter, sondern mächtigere Fürsten (darunter Markgraf Albrecht von Brandenburg) Kaufleute überfielen und beraubten, ist bekannt.
in Deutscher Liederhort II (12893, Nr. 236 „Edelmannsehre“=

Liederthema:
Liederzeit: vor 1430 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Der Wald hat sich belaubet (Raubritter)"

Worterklärungen:

  • 2, 4 Ban, Bann, Aufgebot; auch das begrenzte Gebiet eines Herrn; hier soviel: reit an die Grenze ins Versteck
  • 3, 1 verwisch, erwisch, faß ihn.
  • 3, 5 bis, sei.
  • 3, 6 numme, nicht mehr.
  • 4, 3 Schannen, Schanden.
  • 5, 1 Metze, ursprünglich weiblicher Taufnamc, niederdeutsch Mette; dann aber für Dirne, lüderliches Weibsbild gebraucht.
  • 5, 3 eben, recht, passend.
  • 5, 4 Fererswanz, Ferkclschwanz (vo Färh, Fark), Säu-Zagel (bei Schmellcr 4, 229), Schimpfwort für den unreinlichen Bauer,
  • 5, 7 Conz, Kunz, verächtlich. —

In der 5. Strophe wird das rohe Gebaren der Bauern (Dörfler, Törpel) beim Tanz geschildert, wie bei Nithart wir dergleichen finden. —