Auf den Stock gestützt, den Rücken gebeugt
Mühsamen Schrittes er vorwärts keucht
Verzweifelt denkt er an den Rest seiner Tage
denn schier unerträglich ist seine Lage
Leere Versprechen und nacktes Erbarmen
bringen nicht rettende Hilfe dem Armen
wo winkt ein Lebensabend ihm heiter
wenn Mangel und Sorge sind seine Begleiter

Steigende Teuerung auf Kohlen und Brot
verschärft ihm fast stündlich noch seine Not
Bleibt dieser Zustand noch länger bestehn
muß dem langsamen Tod er ins Auge sehn
Mit gesunden Armen und rüstiger Kraft
hat auch er einst große Werke geschafft
Jetzt die Arme matt, die Gesundheit dahin
so wird das Dasein zur Qual für ihn

Hier Ausgleich zu suchen ist menschliche Pflicht
es ist des Ärmsten verschulden doch nicht
Wer heut sich noch seiner Gesundheit kann freun
füllt morgen vielleicht schon dieselben Reihn

Text: Hermann Badstübner , Berginvalid, Oberplanitz
in: “ Der Textilarbeiter „, 2.4.1920

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