Denkst du daran Genosse froher Stunden

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Denkst du daran, Genosse froher Stunden
wie wir vereint die Musenstadt begrüsst?
Wir, die als Knaben innig schon verbunden
uns noch als Burschen noch so treu geküsst!
Denkst du daran, wie dort im Dienst der Musen
die höchste Freude unser Herz durchrann,
wie hoch für Edles schlug der Burschen Busen?
O sprich, Student, Student, denkst du daran?

Denkst du daran, welch lusterglühtes Leben
beim Klang der Gläser uns so oft gelacht,
wie wir, dem Gott der Freude oft ergeben
dem Antiburschen Pereat gebracht?
Denkst du daran, wie wir uns Götter dünkten
beim Vollgenuss der Burschenseligkeit,
wenn beim Kommers die vollen Becher winkten?
O sprich, Student, denkst du an der schönen Zeit?

Denkst du daran, wie treu dem Burschenschwerte
für Burschenehre einst du mächtig schlugst
und ob dein Gegner sich auch tapfer wehrte
den schweren Sieg davon doch endlich trugst?
Da standest du als Held, so kühn, so offen
wie es sich zimt für einen deutschen Mann
daß damals mich dein Feindesblick getroffen
o wackrer Schläger, denkst du noch daran?

Denkst du daran, mein vielgeliebter Bruder
wie wir so flott die Burschenzeit verlebt?
Oft gings uns gut, oft unter allem Luder
von Manichäer n hab’n wir nie gebebt.
Wenn uns der nervus rerum dann enteilte
der Jude kam, der vielgeliebte Mann,
dem man als dann die Klassiker verkeilte
o Freund und Bruder, denkst du noch daran?

Text:nach (?) Karl von Holtei , Breslau , vor 1843 – in Anlehnung an dessen „Denkst du daran mein tapferer Lagienka
Musik: Weise eines französischen Liedes von Johann Denis Doche , 1801
Als „Musenstadt“ bezeichnet man im 19. Jahrhundert in Studentenkreisen z.B. Breslau oder Halle an der Saale (Saal-Athen)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1880 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Denkst du daran mein tapferer Lagienka“ ist ein Lied aus dem 1825 erstmals aufgeführten Singspiel ”Der alte Feldherr” von Karl von Holtei  (1798-1880). Das Lied ist ein Wechselgesang der in dem Singspiel auftretenden Figuren Thaddäus und Lagienka: Tadeusz Kosciusczko mit seinem Soldaten Lagienka.. Holtei schrieb es nach einem französischen Lied von Émile Debraux von 1815, dass die napoleonische Armee und ihre Feldzüge verherrlichte: “Te souviens tu disait un capitaine”.

Der Unterschied der Strophe 5  in verschiedenen Versionen erklärt sich daraus, “daß Holtei sein  Stück nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes von 1830/31, auf Grund der inzwischen erschienenen Biographie T. Kosciuszkos von Karl Falkenstein, umarbeitete und in unserem Lied die anfängliche Schlußstrophe durch eine neue ersetzte” (Steinitz II (1962)

Das Lied war äußerst beliebt:  “In Leipzig hatten sich 1200 Zuschauer zu einem für die Polen veranstalteten Konzerte im Gewandhaussaale eingefunden, das seinen stürmischen Höhepunkt erreichte, als das Nationallied “Denkst Du daran…” ertönte. ( in: “Komet” Beilage Nr.1 vom 7.1. 1832, zitiert nach Steinitz II (1962

In dem  Buch „Das Kölnische Volks- und Karnevalslied” (1951, S. 182—186) führt Paul Mies  zu “Denkst du daran mein tapferer Lagienka” an, daß diese Melodie im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sehr beliebt war;  sie würde „besonders gewählt, wenn es sich im Text um Erinnerungen, um Abschied, um wehmütige Gedanken handelt”. Mies führt 10 Lieder auf diese Melodie an….

Das Lied war in Polen noch um 1900 bekannt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Mitteilung von Böhme ( Volkstümliche Lieder, S. 82), daß unser Lied schon 1840 von polnischen Bauernmädchen, die als Landarbeiter nach Schlesien kamen, gesungen wurde: “Der Cantor Jakob zu Hainau in Schlesien ließ sich 1840 in Bad Altwasser von jungen Polenmädchen den polnischen Text vorsingen, und die Melodie stimmte mit der bei Holtei überein. Ein Pole versicherte: “Die Melodie ist echt polnisch!”

"Denkst du daran Genosse froher Stunden" in diesen Liederbüchern

u. a. in “ Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Liederbuch für die Deutschen in Österreich (1884) —