Bedenk, mein lieber Postumus
wie flüchtig zieh´n die Jahre!
bald wirst du Greis, bald wirst du krumm
bald schützt kein Sacrificium
vor Totenhemd und Bahre

Zum Altar magst du Tag für Tag
drei Hektabomben füren,
den grimmen Pluto rührt es nicht
er liess schon manchen grössern Wicht
als dich hinab spazieren

Uns allen, die im Erdenland
sich bücken oder brüsten,
dem Fürsten und dem Bauersmann
erscheint sein Tag; aus ist es dann
mit weltlichen Gelüsten

Was hilft’s, dass du den Frieden lobst
und vor dem Kriege zitterst;
dass du dich fürchtest vor der See
und schon an Land des Todes Näh‘
in jedem Zugwind witterst?

Bei Bädern wähnst du, bei Diät
dich sicher vor dem Fieber;
was hilft dir das, du blöder Narr?
es naht ein tückischer Katarrh.
und stiehlt auch dich hinüber.

Da tauschest Du für Weib und Haus
ein enges kaltes Bette,
da bleibt von aller Habe dir
tiefschattender Cypressen Zier
um deine Schlummerstätte

Dann steigt hinab mit frohem Schritt
dein Erbe zu dem Keller;
die Falltür knarrt, der Riegel schrillt
erlöst aus Krug und Siegel quillt
dein goldner Muskateller

Text: nach „Eheu fugaces“ von Q. Horatius Flaccus,(Flüchtigres Leben)
übertragen von Theodor Harssewinkel –
Musik: Karl Schotte
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch