Ach edler Hut aus Franken

auf Ulrich von Hutten

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Ach edler Hut aus Franken
Nun sich dich weislich für
Gott soltu loben und danken
Der wird noch helfen dir
Die Gerechtigkeit vorfechten
Du sollt beistan dem Rechten
Mit andern Rittern und Knechten
Mit frummen Kriegsleuten gut
Beschirmen das Christenblut

Du sollt beistan dem Rechten
Aus christenlicher Pflicht
Sollt ritterlichen fechten
Dann du bist wohl bericht
Das du’s sollt thun aus Schulden
Willt haben Goldes Hülben
Du sollt kein Falsch nit dulden
Wo’s Christenglauben antrifft
So du verstahst die Geschrift

Laß dich nur nit bethören
Du christlicher Ritter gut
von, Wort Gotts thu nit kehren
Du hast eins Helden Muth
Gotts Wort sollt frei erheben
Soll allzeit oben schweben
Daran sollen wir uns heben
So fahren wir frisch unverzagt:
Hut eins hat gewagt.

Ihr edeln Grafen und Fürsten
O König und Kaiser her:
Das Christenvolk thut dürsten
Nach evangelischer Lehr!
Lebendig Wasser Möllen sie haben
Gut Brunnen hat Isaak graben
Philistiner verworfen haben
Die Brunnen, zugefüllt mit Koth:
Also es jetzt auch goht.

Philistiner haben sehr verworfen
Die Brunnen göttlicher Lehr:
In Städten und in Dorfen
Kein lauter Predigt mehr
Thut man gar selten hören!
Gotts Wort Möllens nur verkehren;
Nach Geld und weltlichen Ehren,
Nach Gewalt und zeitlichem Gewinn
Stelln sie ihrn Mut und Sinn.

O was ist Neus vorhanden
Das ich mit Freuden hör
viel Isaak sind aufgestanden
Uns zu gut und Gott zu Ehr!
Wolln lebendig Quellen haben
Nach lauterem Wasser graben
Damit sie uns erlaben
Heimlich und offenbar:
Gott geb ihn‘ viel guter Jahr!

Die frummen Rechtgelehrtcn
Die greifens tapfer an.
Das die falschen Verkehrten
Werden mit Schanden abstan
Ihr Gesatz und menschliche Gedichte
Das wird bald gar vernichte
Wir sind ihn nichts verpflichte
Nur was Gott selb tät lehren
Zu dem solln mir uns kehr’n.

Huttenus halt sich feste
Das Hab ich guten Bescheid
Er wollt gern tun das Beste
Der frummen Christenheit
Tut sein Seel für uns setzen
Acht nit, wer ihn tu letzen.
An Leib und Gut drum setzen.
Er half frei unverzagt
Das Evangeli sagt.

Fürwahr, ein guter Hirte
Setzt sein Seel für sein Schaf,
Bei dem man Frummheit spürte
So er nit liegt im Schlaf
Tut sich der Schäflein fleißen
Dass die Wolf sie nit zerreißen
Verderben und zerbeißen:
Der Tagelöhner flieht.
So er den Wolf nur sieht.

Herr Gott laß dich erbarmen
Der Christenheit Trübsal!
Komm bald zu Hilf uns Armen
Zu diesem Jammertal!
Deine Hirten tun sich zweien
Die Schäflein sich zerstreun
Tu uns den Weg recht zeigen
Durch recht verständig Leut
Kehr ab der Gleißner Neid!

Dies Liedlein thu ich singen
Zu Lob einem Doctor wert
Ich hoff ihm Wert gelingen.
Er ist groß Ehren wert
Ulrich von Hutten, ich sagen
Tut Leib und Leben wagen
Und tut ganz nit verzagen
Gott geb ihm Glück und Sick (Sieg)
Dass er all Sach wohl schick!

Text: Auf Ulrich von Hutten (1521)
Im Ton: Von erst so wöll wir loben
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 265)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1521 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Ach edler Hut aus Franken"

Offnes Blatt der Königlichen Bibliothek Berlin: Libr. impr. rar. Fol. 1  1 7; „Ein schon new lied von dem von Hutten. Im thon, vann erst so wellen wir loben, Maria die reine maydt!“ — Original text abgedr. Wackern. 1841, Nr. 419. Wiederholt Wackern. III, S. 189. Krit. Text: ». Liliencron, hist. Volkslieder Nr. 350. Nach demselben Drucke (Exemplar in Wiener Hofbibl.) in Gräter’s Braga und Hermode, 4. Bd.. 1802. Daher Soltau, historische Volkslieder B. S. 257. Mel. s. unten zu Schenkenbach’s Reiterliede.