Zum Völkerfest, auf das wir ziehn
Zu dem die Freiheit ladet
Wie wandelst herrlich du, Berlin!
Berlin, in Blut gebadet!
Du wandelst rußig und bestaubt
Einher in deinen Wunden!
Du wandelst hin, das bleiche Haupt
Mit Bannertuch verbunden!

Mit Tuch, von dem du jene Nacht
Geheiligt jeden Faden!
Oh, erste deutsche Fahnenwacht
Auf deutschen Barrikaden!
Du rissest es aus langer Schmach
Empor zu neuer Schöne!
In einer Nacht, auf einen Schlag
Rein wuschen’s deine Söhne!

So helfe dir nun Gott, Tyrann!
Erstochen und erschossen!
Und abwärts durch die Straßen rann
Ihr Blut in allen Gossen!
Arbeiterblut, Studentenblut –
Wir knirschten mit den Zähnen
Und in die Augen treibt die Wut
Uns seltne Männertränen!

Sie fochten dreizehn Stunden lang
Die Erde hat gezittert!
Sie fochten ohne Sang und Klang
Sie fochten stumm erbittert!
Da war kein Lied wie Ca ira –
Nur Schrei und Ruf und Röcheln!
Sie standen ernst und schweigend da
Im Blut bis zu den Knöcheln!

So schlaft denn wohl im kühlen Grund
Schlaft ewig unvergessen!
Wir können euch den bleichen Mund
Die starre Hand nicht pressen!
Wir können euch zu Ehr‘ und Zier
Mit Blumen nicht bewerfen –
Doch können wir und wollen wir
Die Schwerter für euch schärfen!

Was Manifest noch, was Bescheid!
Was Bitten noch und Geben!
Was Amnestie und Preßfreiheit—
Tod gilt es oder Leben!
Wir rücken an in kalter Ruh‘,
Wir beißen die Patrone
Wir sagen kurz: Wir oder du!
Volk heißt es oder Krone!

Text: Ferdinand Freiligrath – um 1848
Musik: „Der Gott der Eisen wachsen ließ“

Liederthema:
Liederzeit: vor 1848 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Auf dem blutigen Höhepunkt der napoleonischen Kriege schrieb der völkische Professor und spätere Paulskirchenabgeordnete Ernst Moritz Arndt 1812 sein Kampflied “Der Gott, der Eisen wachsen ließ”, ein Text, der in seiner martialischen Phantasie davon träumt, mit dem “Franzosenblut” das “Eisen (zu) röten”. Text: Ernst Moritz Arndt – Musik: Albert Methfessel.