Wohl ein einsam Röslein stand

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Wohl ein einsam Röslein stand
welk und matt am Wege
von des Sommers Glut verbrannt
armes Röslein unbekannt
ohne Lieb und Pflege
Armes armes Röslein ach
welk und matt am Wege

Kam ein Mägdlein her und sah
Röslein an dem Wege
Röslein stehst so einsam da
sei getrost ich komme ja
daß ich deiner pflege
Armes armes Röslein ach
welk und matt am Wege

Mägdlein sprang im schnellen Lauf
zu der Quell am Wege
träuft des Quellchens Tau darauf
Röslein tat das Knöpfchen auf
dankend holder Pflege
Rösein schönes Röslein blüht
duftend nun am Wege

Text: Friedrich Adolf Krummacher (1768-1845)
Musik: Sah ein Knab ein Röslein stehn
in Der Mägdlein Lustgarten (1822) —  Lieder für höhere Mädchenschulen (1919)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1822 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Der älteste Hinweis auf dieses Lied steht auf einem Einzeldruck Nürnberg, Kunigund Hergotin, (ca 1530) mit der Überschrift: „Ein preißlied göttlichs Worts …“ In dem Thon als man singt: So weiß ich eins das mich erfreut, das Blümlein auf Breiter Heide…

„Unverkennbar war unser Lied hier das Vorbild zu Goethes Dichtung: „Es sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden“. Goethe muß dieses alte oder ein ähnliches Volkslied des 16. Jahrhunderts gekannt haben, bevor er sein Lied dichtete, denn ohne dieses Vorbild wäre die Übereinstimmung im Refrain und in der Allegorie (das geliebte Mädchen einem Heideröslein zu vergleichen) und sonst mehrfache wörtliche Gleichheit nicht denkbar.

Das Bild vom Rosenbrechen durch einen Knaben wird hier nicht durchgeführt, wie solches Goethe getan hat. Unser Volkstext braucht sich vor Goethes Nachbildung nicht zu verstecken. Es ist um den neckischen, fröhlichen Ton reicher, als Goethes Text mit seinem dramatischen Aufbau und seiner Zweideutigkeit. (Böhme, Deutscher Liederhort II, 1983, Nr. 426)