Winter du musst Urlaub han

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Winter, du mußt Urlaub han
Das Hab ich wol vernommen
Was mir der Winter hat Leids getan,
Das klag ich diesen Sommer

Diesen Sommer nit allein
Die gelben Blümlein springen
Welcher ein lieben Buhlen hat
Mag wohl mit Freuden singen

Welcher ein lieben Buhlen hat
Halt ihn in rechter Maßen
Und wenn es an ein Scheiden gaht
Muß er ihn fahren lassen

Zu lützel, zu viel ist ungesund —
Hab ich oft hören sagen;
Der Brunnen hat ein tiefen Grund
Darein man’s Wasser muß tragen.

Des Brunnen deß ertrink ich nit
Er hat mich oft betrogen
Was mir mein Feinslieb hat zugeseit.
Ist ganz und gar erlogen.

Der uns das Liedlein neu gesang
von neuem hat gesungen
Das hant getan zween Landsknecht gut
Ein alter und ein junger.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 395b)
Siehe auch Ach Sorge du musst zurücke stan

Fl. Bl. gezeichnet: T. B. S. (Thiebolt Berger, Straßburg um 1570) Ambraser (Frankfurter) Liederb. 1582, Nr. 120, mit einigen Worten anders. Bei Uhland 48 nach beiden Quellen. Auch im Niederd. Ldb. um 1600, Nr. 41. — Ein Lied von 1524 bei Wackernagel, Bibliographie S. 64 beginnt: Winter, du solt Urlob han, der Summer kompt mit Freuden.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1570 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Winter du musst Urlaub han"

Erklärung:

  • 1, 1 Urlaub, Abschied Winter, magst dich verabschieden,
  • 1, 4 diesen Sommer, volksthümlich für: in dieser Sommerzeit, den Sommer über; diesem Sommer steht im Ambr. und bei Uhl,
  • 4, 1 Zu lüßel, zu wenig. Ambr.: zu wenig und viel.
  • 5, 1 ertrinken, hier so viel als austrinken, erschöpfen (Uhl. setzt dafür mit negierendem Partikel entrinke). Der Vergleich will sagen: So wenig ich einen Brunnen austrinken kann, ebenso wenig vermag ich mein Feinslieb zu durchschauen, auszukennen,
  • 5, 2 fl. Bl. belogen.